Recherche 28. Juni 2021, von Karin Huber

Kirche ist da, wo Menschen sich begegnen

Gemeinschaft

Viele Kirchgemeinden in Graubün­den haben sich an der Langen Nacht der Kir­chen beteiligt. Der Anlass soll in zwei Jahren wieder statt­finden, so das Fazit der Organisatoren.

In Chur wurde die in mehreren europäischen Ländern stattfindende Aktion Lange Nacht der Kirchen mit Luftballons im Fontanapark eröffnet. Zu den Begrüssungsworten des Churer Kirchgemeindepräsidenten Curdin Mark gab es Showeinlagen der Tanzgruppe Round­about, Musik und Kulinarisches. In der Regulakirche in der Churer Reichsgasse diskutierte der Basler Münsterpfarrer Lukas Kundert mit Besuchern und Besucherinnen zum Thema «Wozu braucht die Gesellschaft die Kirche?». Den Abschluss bildete in Chur dann eine wunderbare Sternenhimmel-Projektion in der Martinskirche mit dem Titel «Himmelleuchten» und Orgelmusik von Stephan Thomas.«Wir haben viel Zeit in diesen Anlass investiert», sagte Corina Pfiffner, Mitglied des Kirchenvorstandes der Reformierten Kirche Chur. «Unsere Kirche ist bunt. Wir wollen offen und gesprächsbereit sein und den Menschen verschiedene Denkweisen ermöglichen.»

In Trin etwa waren Schafe für einmal die Protagonisten des Anlasses. Kinder und Erwachsene begegneten sich auf der Weide, hörten die Geschichte des verlorenen Schafs und bemalten am Ende auch selbst Holzschafe. «Die Stimmung bei uns war sehr fröhlich», erzählt Pfarrerin Anja Felix-Candrian.

Verbundenheit gespürt

In Luven bei Ilanz zeigte sich Pfarrer Albrecht Merkel über den Besuch von Einheimischen und Feriengästen erfreut. Nebst einem Kinderprogramm gab es Lied- und Wortbeiträge, Geschichten des Dichters und Theologen Johann Peter Hebel und einen Film über die deutsche Widerstandskämpferin Sophie Scholl. «Interessant war, dass wir Menschen aus der weiteren Region ansprechen konnten», so Merkel.

In Ardez lockte ein Open-Air-Rockkonzert viele Jugendliche an. Ebenso wurden vier Gottesdienste musikalisch ausgestaltet. Ein Taizé-Treffen und eine Ausstellung im Turm von Ardez zogen ebenfalls viele Besucher an. «Es war rundherum ein schöner Anlass», so die Ardezer Pfarrerin Marianne Strub.

Glücklich über die gelungene Lange Nacht zeigt man sich ebenso in Poschiavo. Laut Mitorganisator und Kirchenvorstandsmitglied Simone Jenni konnte man etwa vierzig Kinder und Jugendliche sowie gegen sechzig Erwachsene zum gelungenen Fest begrüssen.

In Seewis Pardisla wurde die  biblische Flucht aus Ägypten thematisiert, wie Religionspädagoge Lars Gschwend von der katholischen Kirche erklärte. Bereichert wurde die Thematik mit einem Film und einem Rätsel, bei dem man den Schlüssel fürs Gelobte Land finden musste.

Auch in Andeer haben Besucher und Besucherinnen, auch auswärtige, die Kirche in ihrer grossen Vielfalt wahrgenommen. «Spürbar war eine grosse Verbundenheit unter allen», sagte Pfarrer Jens Köhre.

Wiederholung erwünscht

Es seien diese Rückmeldungen, die Lust und Mut machten, solche Anlässe in einem Rhythmus von zwei Jahren durchzuführen, sagt Erika Cahenzli, die seit diesem Jahr neu Kirchenratspräsidentin der evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden ist. «Solche Projekte sind äusserst wertvoll, denn es werden auch nicht direkt in der Kirche engagierte Menschen mit eingebunden. Das ist echt gelebte Gemeinschaft.»