Recherche 23. März 2021, von Felix Reich

Bruno Kleeb gewinnt nach Zitterpartie

Wahlen

Die Evangelisch-kirchliche Fraktion behält ihren Sitz im Kirchenrat der reformierten Landeskirche im Kanton Zürich. Die Synode wählte am 23. März Bruno Kleeb.

Am Ende wurde es für Bruno Kleeb doch noch zur Zitterpartie. Hanna Marty vom Synodalverein machte öffentlich, was in den letzten Wochen bereits gemunkelt wurde und lancierte Philipp Nussbaumer, der die Streetchurch in Zürich leitet, als Kandidat für den Kirchenrat. Nussbaumer war zuvor in der Evangelisch-kirchlichen Fraktion (EKF) im Rennen um die Nachfolge von Daniel Reuter unterlegen. 

Aus der Mitte der Fraktion

Keine Fraktion bestritt den Anspruch der EKF auf einen Sitz im Kirchenrat. Statt einen Pragmatiker und Verwalter brauche der Kirchenrat jedoch einen jüngeren Visionär, sagten die Unterstützerinnen und Unterstützer Nussbaumers.

Mit deutlichen Worten für Kleeb setzte sich Manuel Amstutz von der Religiös-sozialen Fraktion ein. «Theologisch weiter auseinanderliegen als Bruno Kleeb und ich, kann man eigentlich nicht». Aber für beide müsse Platz sein unter dem Dach der Landeskirche. «Als Oberländer Pfarrer will ich, dass die Mitglieder meiner Gemeinde nicht nur geografisch, sondern auch geistig im Kirchenrat vertreten sind», sagte der Pfarrer von Uster. Im Kirchenrat brauche es deshalb jemanden aus der Mitte der EKF.

Nussbaumer, der SP-Mitglied ist, wird dem progressiven Flügel der Fraktion zugerechnet. Kleeb politisiert für die EVP und vertritt den pietistischen Flügel.

Störungen im System

EKF-Präsident Willi Honegger präsentierte Bruno Kleeb als Kandidaten, der «ein gerüttelt Mass beruflicher, kirchlicher und kirchenpolitischer Erfahrung» für das Amt im Kirchenrat mitbringe. Es sei ein grosser Gewinn, wenn ein Exekutivmitglied wisse, wie ein Parlament ticke, sagte Honegger. Kleeb politisiert seit 15 Jahren in der Synode, zuletzt präsidierte er die wichtige Geschäftsprüfungskommission.

Der Fraktionspräsident warnte davor, mit Nussbaumers Wahl «das System empfindlich zu stören» . Honegger sprach aus Erfahrung. So gehörte er 2015 zum Kreis jener Synodalen, die eine Gegenkandidatur zu Pfarrerin Esther Straub von der Religiös-sozialen Fraktion aufgegleist hatte und knapp gescheitert war. «Das war ein Fehler», bekannte Honegger.

Fähigkeiten unbestritten

Kleeb konnte sich bereits im ersten Wahlgang durchsetzen. Er erhielt 62 Stimmen, Nussbaumer bekam 45 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 56 Stimmen.

Dass Kleeb das Zeug zum Kirchenrat hat, wurde in der Synode nicht bestritten. Auch Hanna Marty sagte, er habe in den Anhörungen einen guten Eindruck gemacht. Im Gegensatz zu Kleeb konnten die Fraktionen Nussbaumer im Vorfeld der Wahlen nicht befragen.

Pandemie liess sich nicht verschieben

Ursprünglich hatte die EKF den Pfarrer Oliver Madörin aus Hinwil ins Rennen geschickt, der sich jedoch aus persönlichen Gründen zurückzog. Madörin hätte die Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenrat wieder in die Mehrheit versetzt, was nach der Wahl von Esther Straub als Ausnahme deklariert und mit der Wahl von Margrit Hugentobler für Thomas Plaz im Herbst 2019 korrigiert worden war.

Für hitzige Diskussionen sorgte auch der Entscheid des Büros der Synode, die Kirchenratswahlen in den März zu verschieben. Daniel Reuter, der 13 Jahre lang im Kirchenrat die EKF vertrat, war bereits im November zurückgetreten. Durch das Hinauszögern der Wahlen entstand seit Anfang Jahr im Kirchenrat eine Vakanz. Die Fraktionsleitungen hatten argumentiert, dass in der Pandemie keine persönlichen Anhörungen möglich seien. Durch die anhaltenden Einschränkungen wurde dieses Argument inzwischen freilich hinfällig.