Recherche 30. April 2021, von Nadja Ehrbar

Für die einen wertvoll, für die anderen überflüssig

Reform

Der Zürcher Kirchenrat will die Bezirkskirchenpflegen abschaffen. Das Vorhaben kommt bei einigen Kirchgemeinden nicht gut an.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Kirchenpflege und Pfarrperson oder unterbesetzte Behörden: In solchen Fällen kommt die Bezirkskirchenpflege zum Zug. Sie hat die Aufsicht über die Kirchgemeinden und informiert den Kirchenrat über ihre eigene Tätigkeit und allfällige Unstimmigkeiten. 

Der Kirchenrat der reformierten Landeskirche will nun die Bezirkskirchenpflegen aufheben. Sein Ziel ist, die Strukturen zu verschlanken. Er begründet das Vorhaben damit, dass die Zahl der Kirchgemeinden wegen der Fusionen stetig abnehme und einzelne Gemeinden zugleich grösser würden. 

Zudem würden die Vorschriften etwa für den Finanzhaushalt oder den Datenschutz immer komplexer. «Die Bezirkskirchenpflegen stossen als Milizbehörden vermehrt an ihre fachlichen und zeitlichen Grenzen», heisst es in einer Mitteilung. Zum Beispiel bei Rekursen.

Künftig soll sich eine Aufsichtskommission der Synode, dem Parlament der Kantonalkirche, um Fragen der Gemeindeorganisation, des Finanzhaushaltes oder des Personalwesens kümmern. Der Kirchenrat will die Gemeinden alle sechs bis acht Jahre besuchen. Bei Konflikten könnten sich Angestellte an die kantonale Ombudsstelle wenden, die mit einem Juristen besetzt ist. 

Wir haben eine Ansprechperson, die wir kennen.
Debora Bachmann, Präsidentin Kirchenpflege Sitzberg

Kleine haben Mühe

Die in die Vernehmlassung geschickte Abschaffung der Bezirkskirchenpflege kommt nicht überall gut an. Das zeigt eine Umfrage bei zufällig ausgewählten Kirchenpflegen. Insbesondere kleinere Gemeinden, die weit weg von Zürich liegen, haben Mühe damit. Zum Beispiel mit Sitzberg die kleinste Gemeinde im Kanton. «Jetzt haben wir bei der Bezirkskirchenpflege eine Ansprechperson, die wir kennen und die mit unserer Situation vertraut ist», sagt die Kirchenpflegepräsidentin Debora Bachmann. «Wir fühlen uns gut unterstützt.» Es sei «nicht ideal», wenn der Kirchenrat mit der Zentralisierung mehr Einfluss nehmen könne.

Ähnlich tönt es seitens Bernhard Sutter, Präsident der reformierten Kirchgemeinde Wald. Wenn er ein Anliegen habe, fühle er sich von der Bezirkskirchenpflege unterstützt. Mit deren Wegfall würde das Bindeglied nach Zürich fehlen. Konflikte liessen sich heute mit einem Gespräch lösen. Er befürchtet: «Bei der Ombudsstelle wird das eine juristische Abhandlung.

Wir hatten kaum spürbare Unterstützung.
Arnold Egli, Präsident Kirchgemeinde Stäfa

Arnold Egli, Präsident der Kirchgemeinde Stäfa, sieht die Bezirkskirchenpflege eher kritisch: «Wir hatten kaum spürbare Unterstützung.» Ein Mitglied einer Kirchenkreiskommission der Stadt Zürich, das nicht namentlich genannt werden möchte, hält das Ansinnen des Kirchenrats für «einen guten Vorschlag zur Verschlankung der Strukturen». Dadurch würden die Wege direkter, die Arbeit transparenter.  

Bis zum 28. Mai können sich die Kirchgemeinden zu den Vorschlägen äussern. 2022 kommt die Reform zur Abstimmung.