Recherche 17. Mai 2021, von Nadja Ehrbar

Kirche soll in neuem Licht erstrahlen

Ökologie

Seit zehn Jahren steht die Kirche in Zumikon nachts im Dunkeln, weil die Kirchgemeinde Strom sparen will. Doch Beleuchtungen von Gebäuden können energieeffizient erneuert werden.

An einem kalten, wolkenlosen Aprilabend erscheinen gegen 21 Uhr Fassade und Turmspitze der Kirche Zumikon in diskret schillerndem Licht. Fenster und Unterseite des Dachs sind leicht abgedunkelt. Im Innern der Kirche brennt Licht. Unaufdringlich dringt es nach aussen.

Zwei ausserhalb der Kiche auf einer Mauer installierte Hochleistungsprojektoren werfen ihr Licht auf die Kirche. Und zwar nur dorthin, wo dieses auch erwünscht ist. Also etwa auf das Kirchtürmlein, das Schiff oder auf beides. Mit einer sogenannten Maske oder Schablone lässt sich das genau regulieren.

Wo das Licht nicht gebraucht wird, schicken wir es gar nicht erst rauf.
Luzius Huber, Industriedesigner aus Zumikon

«Wo das Licht nicht gebraucht wird, schicken wir es gar nicht erst rauf», erklärt Luzius Huber. Er ist Industriedesigner und wohnt in Zumikon. Um ihn herum stehen die Mitglieder der Kirchenpflege. Mit dieser Technik ist es auch möglich, Bilder an die Aussenfassade zu projizieren. Huber wählt eine Darstellung, die Jesus auf dem Kreuzweg zeigt. «Sehr schön», sagen mehrere der Anwesenden dazu.

Es ist das erste Mal seit etwa zehn Jahren, dass die Kirche Zumikon nachts erstrahlt. Die Kirchenpflege liess die alten Halogen-Strahler abschalten, weil sie die Anforderungen an den Umweltschutz nicht mehr erfüllten. Pro Jahr verbrauchten sie 8000 Kilowattstunden Energie. Das ist etwa doppelt so viel, wie ein Einfamilienhaus benötigt, in dem vier Personen leben.

Auch ein Geschenk kostet

Huber, Gesellschafter der Firma Opticalight in Zürich, lebt seit 2005 in Zumikon. Er kann sich noch gut an den leuchtenden Kirchturm erinnern. «Es war wunderschön anzusehen», sagt er. Deshalb sei es an der Zeit, dass die Kirche wieder leuchte. Und darum will der Zumiker seiner Kirchgemeinde eine neue Beleuchtung schenken. Eine, die weit weniger Energie frisst und ausserdem weniger unnötiges Licht in den Nachthimmel strahlt.

Zwischen 2004 und 2007 hat Luzius Huber im Rahmen einer durch die Förderagentur des Bundes KTI unterstützte Arbeit eine neue Beleuchtungstechnik entwickelt. Sie wird bereits in Zürich auf dem Gebäude des Bahnhofs Stadelhofen sowie dem Opernhaus angewendet.

Ganz gratis wird die geschenkte Beleuchtung allerdings nicht. Für die notwendigen Elektroinstallationen von 500 Franken pro Projektor, also etwa 2000 Franken, müsste die Kirchgemeinde selbst aufkommen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf geschätzte 10 000 Franken.

Baubewilligung erforderlich

Ob die Kirchenpflege die neue Beleuchtung tatsächlich installiert, ist offen. Sicher ist, dass eine Baubewilligung nötig ist, selbst wenn die bestehende Aussenbeleuchtung nur abgeändert wird. Die Kirchenpflege wird die Mitglieder der Gemeinde vor ihrem Entscheid informieren, wie der Präsident Malte Müller auf Anfrage ankündigt.

Beträchtliche Einsparungen möglich

Die neue Beleuchtung mit LED-Projektoren würde statt 8000 Kilowattstunden noch 400 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen. Das sind 5 Prozent des ursprünglichen Energiekonsums. Statt 34 000 Lumen unerwünschte Emission wären es 300 Lumen. Die Einheit Lumen gibt an, wie viel Licht eine Lichtquelle nach allen Seiten abstrahlt. Zum Vergleich: Die Beleuchtung des Grossmünsters in Zürich verbraucht 43 000 Kilowattstunden im Jahr. Davon gelten 220 000 Lumen als unerwünschte Emissionen. Mario Rechsteiner, Inhaber der St. Galler Firma Art Light GmbH, die mit der gleichen Technik etwa beim Kloster Einsiedeln geplant hat, empfiehlt bei Sanierungen, die Situation vorher zu analysieren. Die Projektoren seien sehr präzise und deutlich energieeffizienter als konventionelle Halogenstrahler, sagt er. Bei einem Eins-zu-eins-Ersatz seien sie jedoch nicht überall sinnvoll einsetzbar. Rechsteiner schätzt das Einsparpotenzial im Idealfall auf bis zu 90 Prozent.