Recherche 28. November 2019, von Rita Gianelli

«Heute finde ich auch Erlösung in der Kirche»

Oscar Felix aus Sils Maria verlor auch in der Lawine den Glauben an Gott nicht.

«Als Jugendlicher imponierten mir die Männer, wenn sie gemeinsam zur Kirche schritten. Sie strahlten etwas Kraftvolles aus. Auch ich gehe noch gelegentlich zur Kirche. Früher gehörte es zum Rhythmus: die Arbeit, dann die Ruhe. Heute finde ich darin auch Erlösung. Und manchmal vermisse ich danach meine verstorbene Frau noch mehr.

Gott im Mondschein

Gedanken über den Glauben habe ich mir nie gemacht. Er war einfach da. Schon als Kind. Damals stellte ich mir Gott als Gestalt hinter den Wolken oder im Mondschein vor. Heute ist das anders. Es ist eine Art Bewegung in den Wolken, die sich aufhellt oder verdunkelt. Farben. Den Regenbogen zum Beispiel habe ich immer mit Respekt betrachtet, weil ich nicht weiss, was sich dahinter verbirgt. Meine Schwester meinte einmal, ich hätte keinen Glauben. Sie hat sich getäuscht. Glauben bedeutet für mich korrekt leben, nicht angeben. Ehrlichkeit. Zweifel an Gott hatte ich nie. Auch nicht als ich von einer Lawine verschüttet wurde. Oder auf der Jagd in abwegiges Gelände geriet. Vielleicht lehrte mich auch die Natur den Glauben an das Schicksal. Alles ist vorbestimmt. Der Hirsch, den ich erlege. Der Fisch, den einer fischt. Die Jagd und der Glaube sind Dinge, die man nicht beschreiben kann. Die Berge sind meine Heimat. Das habe ich gemerkt, als ich in der Fremde war. Wäre ich geblieben, hätte ich vielleicht meinen Glauben verloren.»