In der reformierten Kirche sind Frauen in der Überzahl, und zwar bei den beruflich und freiwillig Engagierten wie auch bei den Studierenden der Theologie. Muss die Kirche ihre Sprache konsequent danach anpassen?
Martin Luginbühl: Es geht hier im Prinzip ums generische Maskulinum. Das sind Personen- oder Berufsbezeichnungen in der grammatisch männlichen Form, die aber stellvertretend für alle Geschlechter gelten sollen. Das ist auf mehreren Ebenen problematisch. Verschiedene Studien zeigen klar: Viele Nicht-Männer fühlen sich beim generischen Maskulinum nicht mitgemeint. Menschen denken dabei nicht generisch an Menschen, sondern primär an Männer. Dessen muss man sich bewusst sein.
Was sollte das im Sprachgebrauch bewirken?
Man sollte auf dieser Grundlage entscheiden, wie man damit umgeht. In der Kirche wäre es meiner Ansicht nach schon nur eine Frage der Höflichkeit und Wertschätzung, die weiblichen oder andere inklusive Formen zu verwenden.
Müsste auch die Bibel umgeschrieben werden?
Hier hat die konkrete Formulierung einen hohen Stellenwert. Eine Umformulierung wäre stark irritierend. Deshalb würde ich eher empfehlen, etwa in Predigten die Verwendung der Formen anzupassen, aber die Bibelstellen selbst zu belassen.