Ein Spätsommervormittag in Attiswil am Jurasüdfuss. Im Einfamilienhaus, das zugleich Geschäftssitz von Sternlicht Bestattungen ist, sitzen zwei Frauen am Tisch: Bestatterin Eva-Maria Finkam und Milena Stoll, Mutter eines vor zwei Jahren verstorbenen Kindes. Beide haben sich Zeit genommen, um über ein emotionales und oft verdrängtes Thema zu sprechen: über das Sterben von Kindern, die Beerdigung und das Abschiednehmen.
Eva-Maria Finkam ist die erste und auch einzige Anbieterin in der Deutschschweiz, die sich auf die Bestattungen von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat. «Betroffene Familien haben in solchen Fällen zartere und intimere Bedürfnisse als beim Tod eines älteren Menschen», weiss sie. Der klassische Ablauf der Tage zwischen Tod und Beisetzung sei in der Regel pragmatisch – und deshalb bei Kindern und Jugendlichen oft ungeeignet. Aus diesem Gedanken heraus gründete sie vor fünf Jahren Sternlicht Bestattungen mit dem Anspruch, betroffenen Familien ein Umfeld zu bieten, in dem sich eine individuelle Trauerkultur entfalten kann.
Die Geschwister einbeziehen
Unter Trauerkultur versteht Eva-Maria Finkam nichts Ausgefallenes, Ausgeklügeltes oder gar Exotisches. «Wir haben ja eine überlieferte Trauerkultur, wir müssen sie nur neu entdecken und den jeweiligen Bedürfnissen anpassen», sagt sie und verweist auf die Tradition der Totenwache, der Kondolenzbesuche und des gemeinsamen Gangs zum Friedhof. Und, vor allem, auf den Einbezug von Geschwistern und Nachbarskindern, die man früher weniger vor verstorbenen Menschen abschottete als heute.
«Viele Erwachsene möchten ihre Kinder vor der Begegnung mit dem Tod schützen, was ich gut verstehen kann.» Aber: «Den Kindern selbst ist es ein natürliches Bedürfnis, sich von einem verstorbenen Geschwister oder Schulkameraden zu verabschieden.»
Information ist wichtig
Die Möglichkeiten, individuell und zugleich würdig um ein verstorbenes Kind zu trauern, sind breit – viele betroffene Familien wissen dies nicht. Deshalb sei es wichtig, sie zu informieren, betont die Bestatterin und Familientrauerbegleiterin. Wer möchte, darf sein verstorbenes Kind bis zur Beerdigung bei sich zu Hause behalten, ein tragbares Kühlgerät erübrigt den Gang in eine Aufbahrungshalle. Die Wahl des Sarges und der Urne erfolgt mit Bedacht, in individueller Grösse und Farbe – und sogar der Schriftzug auf dem Grabkreuz darf auf Wunsch bunt sein.