Klaus Bäumlin stützt sich beim Gehen auf einen Stock aus Bambus mit gebogenem Griff. «Ich bin halt etwas wackelig geworden», sagt der 86-Jährige. Sein Gang mag vielleicht etwas unsicher geworden sein, doch der Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Bern und ehemalige Pfarrer demonstriert beim Besuch in seinem Haus mit Blick auf die Altstadt seine innere Stärke. Hellwach, verschmitzt und energisch zeigt er sich an diesem Nachmittag.
Bäumlin stellt den Stock in die Ecke und packt mit an, als es darum geht, auf dem Balkon den Tisch und einen Klavierhocker für das Foto mit Enkel Florian ins beste Licht zu rücken. «Weisst du noch, Flo, auf diesem Hocker haben wir oft gesessen und vierhändig Klavier gespielt», sagt er. «Ja, wenn ich nicht üben wollte», erwidert Florian und lacht.
Der 22-jährige Medizinstudent ist das jüngste der vier Enkelkinder von Klaus Bäumlin und seiner Frau. «Grosatt! Diesen Tisch müssen wir aber noch etwas abwischen», bemerkt er dann und holt einen Lappen aus der Küche.
Grossvater und Vaterfigur
Bereits nach wenigen Minuten in diesem warmen Zuhause, das von Büchern, Notenblättern, Kunst und Pflanzen fast überzuquellen scheint, merkt man: Grossvater und Enkel sind im Hause Bäumlin ein eingespieltes Team.
«Ich habe mit allen vier Enkelkindern ein herzliches Verhältnis, aber mit Florian teile ich eine besondere Geschichte», erzählt Klaus Bäumlin. Florian zog kurz nach seiner Geburt mit seiner Mutter zu Klaus und Ursula Bäumlin und wuchs zu einem grossen Teil bei den Grosseltern auf. Für Klaus Bäumlin, damals gerade frisch pensioniert, «ein grosses Geschenk».