Das alte Sackmesser hat eine Klinge, einen Korkenzieher, einen Dosenöffner. Und eine kleine Spezialklinge; mit diesem sogenannten Radierer lassen sich etwa Tintenflecken auf Briefen wegkratzen. Doch mein Grossvater, dem das Messer gehörte, schnitt sich damit die Fingernägel. Es war ein heikles Prozedere, aber er war geschickt und schaffte es stets verletzungsfrei.
Es war eine Gewohnheit aus dem Aktivdienst, denn auch mein Grossvater brachte während des Zweiten Weltkriegs viel Zeit in der Armee zu, und das rote Messer mit eingelegtem Schweizerkreuz war sein Armeesackmesser. Aus dieser bewegten und historisch bedeutsamen Ära stammten auch andere militärische Utensilien, die ich als Bub oft zu sehen wünschte, denn mein Grossvater war ein Zeitzeuge, der anschaulich zu erzählen wusste.
Spuren von einst
Grossvaters Sackmesser hatte sich in meiner Jugendzeit jedoch längst zum zivilen Werkzeug gewandelt. Er kratzte damit zum Beispiel auch seine Tabakpfeife aus und verwendete es auf unseren gemeinsamen Unternehmungen in freier Natur zum Schneiden des Proviants. Sommers im Wald etwa, wo wir in Säcken Fichtenzapfen als Heizmaterial für den Winter sammelten. Oder auf den Emmental-Wanderungen.
Das Messer gehört jetzt mir. Die Klingen weisen noch die Schleifspuren des Grossvaters auf: Spuren vergangener Tage.