Was bedeutet es für Sie persönlich, Grossmutter zu sein?
Heidi Witzig: Sehr viel. Meine Enkelin ist jetzt neun, mein Enkel 15 und einen Kopf grösser als ich. Als sie klein waren, habe ich sie immer mittwochs gehütet, obwohl ich damals als freischaffende Historikerin viel unterwegs war. Eigentlich hatte ich keine Zeit und konnte mir regelmässiges Hüten nicht vorstellen. Als ich dann aber mein erstes Enkelkind als Neugeborenes im Spital sah, traf es mich mitten ins Herz, und ich sagte: Ja, ich will!
Wie ist die Beziehung zu Ihren Enkelkindern heute?
Die beiden wohnen in Winterthur in der Nähe und kommen mich oft besuchen. Unsere Beziehung ist in allen Teilen beglückend und schön.
Für unser Dossier suchten Redaktorinnen und Redaktoren nach Erinnerungsstücken an ihre Grosseltern. Von den Grossmüttern kam sofort viel zusammen, Grossvater-Stücke waren seltener. Zufall?
Nein, kein Zufall. Wir sprechen hier von Grosseltern aus der Kriegs- und ersten Nachkriegsgeneration. Sie lebten zumeist noch in den traditionellen Rollenmustern: der Mann zu 100 Prozent im Erwerbsleben, die Frau zu 100 Prozent in der Familienarbeit. Da liegt es auf der Hand, dass sich der Enkelgeneration vorab die Grossmütter einprägten.