Wie dem Kind von Karfreitag erzählen?

Erziehung

Die Passionsgeschichte ist schwere Kost für Kinder. Tipps von einer Autorin, einem Liedermacher und einer Kirchenfrau.

So zentral Karfreitag und Ostern in der christlichen Theologie sind, so anspruchsvoll sind sie kleinen Kinder zu vermitteln. Vor allem die brutale Erzählung von Karfreitag, wo Jesus gefoltert und getötet wird, scheint wenig geeignet für Kinder. Die Autorin Sabine Zett sagt denn auch: «Mein Osterbilderbuch sollte auf keinen Fall düster sein.»

Die deutsche Bestseller-Autorin («Hugo»-Reihe) hat jüngst «Die Ostergeschichte» publiziert. Im Bilderbuch, das für Kindergartenkinder und ältere gedacht ist, erzählt sie die biblische Geschichte nach.

PassionmitHappyEnd

Vor dem Schreiben habe sie die Evangelien studiert, sagt die gläubige Katholikin. «Dann suchte ich eine leicht verständliche Sprache.» Inhaltlich war es Zett wichtig, «zu betonen, dass es gut ausgeht». Die Passionsgeschichte habe ein «Happy End», findet sie. In der Kreuzigungsszene fokussiert die comic­artige Illustration von Susanne Goehlich auf die Freunde von Jesus, während der Gekreuzigte nur klein im Hintergrund sichtbar ist.

Um die komplexe historische Sachlage, wer die Gegner Jesu waren, kommt das Buch aber nicht herum. Hier sei es nötig, dass vorlesende Eltern oder Grosseltern aufKinderfragen reagieren könnten,räumt Zett ein. Richtig erzählt, sei die Passionsgeschichte für kleine Kinder verträglich. Damit ist der bekannte Liedermacher Andrew Bond nicht einverstanden. «Kleine Kinder können weder den historischen Kontext noch den gemeinen, sinnlosen Tod von Karfreitag und die Lust am Töten einordnen», sagt er.

TraumadurchbunteBilder

Der Schöpfer legendärer Kinderlieder wie «Zimetstärn» erzählt von einem vierjährigen Mädchen aus dem Freundeskreis. Im «Fiire mit de Chliine» in der reformierten Kirche habe die Katechetin ein Bilderbuch mit der Ostergeschichte und vielen bunt-glänzenden Bildern vorgelesen. Das Mädchen sei ob der Ermordung Jesu so nachhaltig erschüttert, dass es sich mehrere Jahre geweigert habe, eine Kinderbibel anzuschauen und die Kirche zu betreten. «Wir müssen sehr sorgfältig überlegen, welchem Kind wir was wann erzählen», betont Bond.

Auf seinen CDs finden sich mehrere Osterlieder. Viele drehen sich liebevoll um den Osterhasen und das Eiertütsche, lassen die religiö­se Dimension jedoch beiseite. In «Ooschterglogge» hingegen singt ein Schneeglöckchen davon, dass die Natur und Jesus nicht tot seien –und «vom Liecht nach der Nacht».

Ihm sei es ein Anliegen gewesen, alters- und kindsgerecht von der Überwindung des Todes zu sprechen. Diese Kernbotschaft möchte Bond vermitteln, wobei er wie meist mit Naturbildern arbeitet: «Mit diesen Bildern sind die Kinder vetraut, sie können andocken.»

Und warum gibt es vom Schöpfer der «Mitsing Wiehnacht» keine «Mitsing Oschtere»? «Ungeeignet», meint Bond. Die Kinder, die bei seinen kirchlichen Mitsing-Anlässen mitwirkten, würden immer jünger. «Ich glaube nicht, dass Vorschulkinder Karfreitag darstellend verstehen können. Ostersonntag, das leere Grab, wäre dagegen möglich.»

MurmeltierundPusteblume

Auch Heidrun Kraft-Fuchs von der reformierten Kirchgemeinde Winterthur-Stadt vermittelt im «Fiire mit de Chliine» für Drei- bis Achtjährige lieber die Grundbotschaft von Ostern: «Dass sich etwas Grundlegendes ändert, das unser Vorstellungsvermögen übersteigt.» Nebst explizit religiösen Bilderbuch-Klassikern wie jenen der 2013 verstorbenen Autorin Regine Schindler setzen sie und das Team oft Bilderbücher ein, die nicht direkt von Ostern handeln. Etwa die Geschichte eines Murmeltiers, das seinem Freund, dem Löwenzahn vertrauen lernt, dass dieser im nächsten Frühling wieder leben werde. «Das Thema Tod und neues Leben kann so kindgerecht vermittelt werden.»

Wie anspruchsvoll die Vermittlung der Passionsgeschichte selbst ist, zeigt das Bilderbuch von Sabine Zett. Ihr Versuch einer leichtverständlichen Sprache misslingtoft. Beim letzten Abendmahl etwa bleibt sie sehr nahe am biblischen Text. Karfreitag ist, anders als Weihnachten, eben nur bedingt vereinfachbar.

Medientipps

Sabine Zett/Susanne Goehlich: Die Ostergeschichte. Herder, 2018.
Andrew Bond: «Ooschterglogge» findet sich auf der CD «Maieriisli lüütet liisli»; Lieder-Suchfunktion auf Bonds Website.
Knister: Das verspreche ich dir. Classic-Minedition 2015.
Regine Schindler: Der Ostermorgen. Patmos, 2006 (vergriffen, oft antiquarisch erhältlich).