Cannabis, Kokain, Ecstasy: Der Konsum illegaler Drogen hat laut Medienberichten in den letzten Jahren stark zugenommen. Immer mehr Jugendliche rauchen Cannabis. Wie sehr müssen wir uns – ganz persönlich als Mütter von Teenagern – Sorgen machen?
Paul-Philipp Hanske: Tatsächlich ist bei Cannabis Vorsicht geboten. Im Buch «Neues von der anderen Seite» von 2015 gingen wir der Frage nach, ob der Konsum von Psilocybin, also halluzinogenen Pilzen, oder LSD eine Psychose verursachen kann. Die Studien zeigen eindeutig: Der Konsum psychedelischer Substanzen wie LSD und Psilocybin erhöht nicht das Risiko, eine Psychose auszubilden, die sonst nicht aufgetreten wäre. Anders ist das beim viel stärker verbreiteten Cannabis. Wer in seiner Jugend täglich kifft, trägt ein Risiko von 25 Prozent, an einer Psychose zu erkranken, zu der sonst keine Veranlagung bestehen würde. Das ist sehr hoch. Vor dieser Gefahr warne ich meine drei Jungs im Teenageralter eindringlich.
Derweil wird die Politik rund um Cannabis immer liberaler.Ist das nicht ein Widerspruch?
Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Verbote, egal um welche Substanzen es sich handelt, nicht effektiv sind. Der Schwarzmarkt ist wegen verunreinigtem Cannabis gefährlich, weshalb es für die Volksgesundheit besser wäre, Cannabis zu legalisieren. Auch bei harten Drogen wie Heroin erreicht man mit einer kontrollierten Abgabe eine starke Reduktion sozialer Probleme, zum Beispiel Prostitution oder Kriminalität. Statt Verboten braucht es gute, informative Aufklärung.
In Ihrem neusten Buch geht es nicht um Drogenpolitik, sondern um Ekstasen, in die man durch Musik, Meditation, Sport und psychedelische Substanzen geraten kann. Sie sagen, Ekstasen seien salonfähig geworden. Psychedelika etwa konsumieren nicht mehr nur ein paar Techno-Fans, sondern auch Manager im Silicon Valley. Wie kam es dazu?
Es gibt verschiedene Gründe. Zunächst trägt die Ekstase heute einen weissen Kittel, seit in Studien nachgewiesen wurde, dass Psychedelika äusserst wirksam gegen Depressionen sein können. Zum neuen Image beigetragen haben auch Prominente wie Gwyneth Paltrow, die sich öffentlich zu Magic Mushrooms als lebensverändernde Erfahrungen bekannte. Die Ekstase ist zum Elitenphänomen geworden, manch einer bucht sich ein teures Retreat mit Ayahuasca-Ritualen, einem psychedelisch wirkenden Pflanzensud. Ekstasen sind ein Mittel für spirituelle Erfahrungen, für die Selbstoptimierung oder Heilung geworden. Und zu einer Möglichkeit des Rückzugs geworden – aus einer Welt, die uns zunehmend überfordert.