Schwerpunkt 29. Juni 2022, von Constanze Broelemann

«Ich zeige bewusst auch Schwächen»

Influencerinnen

Pfarrerin Josephine Teske holt die Menschen dort ab, wo sie sich oft aufhalten: im Internet. Mit ihren Inhalten erreicht sie auf ihrem Instagram-Account 37'000 Menschen.

An diesem Mittwochmorgen ist Josephine Teske bereits um 5 Uhr aufgestanden. Sie will Andacht feiern. Seit Langem wieder einmal im Internet, auf der Plattform Instagram. Dort hat die 35-jährige deutsche Pfar­rerin inzwischen fast 37'000 Menschen, die ihr auf ihrem Account «Seligkeitsdinge» regelmässig folgen. 80 Prozent davon sind Frauen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Menschen also, die heutzutage in ei­nem klassischen Sonntagsgottesdienst in der Kirche bloss noch selten anzutreffen sind.

Josephine Teske erreicht in so­zia­len Netzwerken zahreiche Menschen und ist somit eine Influencerin. Sie bringt ihrer Gefolgschaft im Netz allerdings nicht Fitness, Mode, ge­sunde Ernährung, Lifestyle oder Rei­se­destinationen näher, sondern christ­­liches Glaubensleben.

Andacht auf Instagram

Ihr Handy hat die Pfarrerin heute Morgen an die Kerze auf dem Altartisch gelehnt. Die Kirche befindet sich im Hamburger Stadtteil Wands­bek. Das Handy filmt, während Teske ihre Netzgemeinde mit einem «Guten Morgen, schön, dass ihr da seid» begrüsst. Sie wartet ungefähr eine Minute. Immer mehr Menschen schal­ten sich zu. Herzchen steigen am unteren Rand ihres Handybildschirms auf. «Oh, ich habe es vermisst», sagt sie. «Wir feiern Andacht. Lasst uns beten.»

Josephine Teske / Deutschland

Josephine Teske / Deutschland

Die 35-Jährige ist im deutschsprachigen Raum eine der erfolgreichsten Pastorinnen auf Instagram. Auf ihrem Instagram-Kanal «Seligkeitsdinge» berichtet sie täglich in mehreren Posts aus ihrem Pfarralltag. Dabei gibt sie auch sehr persönliche Einblicke: etwa, wie anstrengend es als «single mom» sein kann, Job und Familie zu ver­einbaren. Sie wird auch als «digitale Pas­torin» bezeichnet und hält Andachten auf Instagram, die von ihren Followerinnen und Followern rege kommentiert werden. vk

Instagram | seligkeitsdinge_ | 37'600 Follower

An diesem Morgen spricht Jose­phine Teske darüber, wie es ist, «wenn der Geist Gottes in einem Leben nicht weht». Und wie sie selbst derzeit auf dem Weg ist, ihre Beziehung zu Gott neu zu gestalten. «Ich bin auf Spurensuche», sagt die Pfarrerin zu ihrer virtuellen Gemeinde. «Ich kann euch keine Antworten ge­ben. Aber ich kann euch sagen, dass euch nichts von der Liebe Gottes trennen kann.»

Was den Inhalt betreffe, sei sie Profi, sagt sie im Gespräch. Denn als Theologin wisse sie, wie sie eine An­dacht feiern wolle. Das Gebet, das sie am Abend zuvor geschrieben hat, liest sie an diesem Morgen vor, statt es zu beten. Das ist ihre Stärke: Stim­mungen aufzunehmen, die richtigen Worte zu finden. Technisch aber ist die Pfarrerin weniger hochgerüstet als Influencer, die mit ihrer Arbeit Geld verdienen. «Ich habe kein Stativ oder Ringlicht, bloss mein Handy.»

Einfühlsam, intensiv, persönlich und tröstlich

Bei dieser Online-Andacht trägt Teske nicht den Talar. Mit dem gestreiften Pullover und den goldenen Ohrringen zeigt sie sich von einer privateren Seite. Ihre Art zu predigen ist einfühlsam, intensiv, persönlich und tröstlich, zuweilen poetisch. Dazwischen erklingt instrumentale Musik, zuletzt spricht sie einen Segen. 118 Kommentare und 1489 Likes erhält sie auf ihre Andacht. Und am Ende werden insgesamt 13'000 Menschen ihre Story auf Instagram aufgerufen haben.

In einem norma­len Gottes­dienst bekomme ich selten so viel Rückmeldung wie auf Instagram.

«Ich  erhalte auf meine Andachten immer rasches Feedback», sagt sie. Was gegen das Vorurteil spreche, Andachten im Netz seien unpersönlich. «In einem normalen Gottesdienst bekomme ich selten so viel Rückmeldung wie auf Instagram.» Ein Pluspunkt der Andacht im Netz sei auch die Möglichkeit, in einem geschützten Raum teilzunehmen: «Die Menschen können meine Andachten hören, wenn sie zu Hause sind, in der Badewanne liegen oder weinen müssen. Sie können sich wohlfühlen.»

Alltagsgeschichten wie der Fleck auf dem T-Shirt

Mit ihrer Art, über ihren Alltag und ihr Glaubensleben zu sprechen, erreicht die Hamburgerin viele sogenannt kirchenferne Menschen. Vielleicht auch, weil sie Fehler und Nähe zulässt: «Ich zeige bewusst Schwäche», hält Josephine Teske fest. So kann eine Alltagsgeschichte von einem Fleck auf ihrem T-Shirt handeln – oder von einem falsch ausgedruckten Liedblatt.

Sie teilt mit ihren Followern die kleinen Missgeschicke nicht nur, weil sie zum Lächeln animieren. Viel­mehr hält sie es für ihre Aufgabe als Pfarrerin, auch Unperfektes zu zeigen. Sie will vermitteln, dass Menschen fehlbar sein dürfen und dass Gott ihnen den Rücken stärkt. Teske möch­te einen Kontrapunkt zur Leis­tungsgesellschaft setzen, unter der auch sie selbst zuweilen leidet.

Matthieu Jasseron / Frankreich

Matthieu Jasseron / Frankreich

Der katholische Priester ist in Frankreich schon fast ein Tiktok-Star. Er spricht mit viel Humor und Charme über das Leben, die Liebe, den Tod und zitiert dabei die Bibel. Auf seinem Youtube-Kanal beantwortet er auf un­terhaltsame Weise Fragen, wie was uns nach dem Tod erwarten könnte, oder er erklärt, was die Heilige Dreifaltigkeit ist. Im wirklichen Leben sei er eher zurückhaltend, sagt der 37-Jährige. In seiner Gemeinde sind die Gottesdienste doppelt so voll, seit er dort Priester ist. vk

Tiktok | perematthieu | 1,1 Millionen Follower
Instagram | pere.matthieu | 13'400 Follower
Youtube | père matthieu | 38'400 Abonnenten

Sechs Jahre war sie in einer Dorfgemeinde in Schleswig-Holstein tätig. Vor zwei Monaten ist sie nach Hamburg gezogen. In der Millionenstadt ist sie nun Pfarrerin in der zweitgrössten Gemeinde: «Ich wollte schon immer nach Hamburg. Hier kann ich sein, wie ich bin», sagt die gebürtige Brandenburgerin. Im Augenblick steht ihr Leben allerdings noch etwas kopf. Ihre Follower kön­nen das über ihren Account zeitnah miterleben.

Follower geben auch Halt

Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern lebt sie in einer Übergangswohnung in Hamburg-Wands­bek. Das eigentliche Pfarrhaus mit Garten ist noch nicht bezugsbereit. Zusätzlich zur Herausforderung, die sich für sie und ihre Kinder aus der vorläufigen Wohnsituation ergibt, muss die Pastorin in der neuen Gemeinde Fuss fassen: «Langsam lichtet sich der Nebel. Ich weiss schon besser, wer wozu gehört, was von mir erwartet wird.» In dieser Situation sei ihr die Netzgemeinde ein Anker. «Auf Instagram mit meiner Community kenne ich mich aus.»

Josephine Teske ist das, was man heute eine «Sinnfluencerin» nennt. Das sind Menschen, die über die sozialen Medien «Sinnhaftes», in diesem Fall religiöse, spirituelle oder geistliche Inhalte, teilen. Teske war eine der Ersten, die sich vor drei Jahren im deutschsprachigen Raum als Pfarrerin auf Instagram präsentierte. In ihrem Profil bezeichnet sie sich als «Person des öffentlichen Lebens, Pastorin in der Nordkir­che und Lebensliebhaberin».

Kristian Grippo / Schweiz

Kristian Grippo / Schweiz

Der Baselbieter ist einer der erfolgreichsten Tiktoker der Schweiz. In der Corona-Zeit begann der Gymnasiast, Videos zu posten, in denen er zu Musik synchron die Lippen bewegt. In nur wenigen Monaten folgten ihm Tausende von Menschen. Der 19-Jährige posiert in verschiedenen Outfits oder zeigt, wie man Beauty-Produkte anwendet. Um seine Werbepartnerschaften kümmert sich sogar ein Ma­nagement. Das Kirchenmitglied trägt in einigen Fotos glitzernde Kreuz­anhänger oder -ohrringe. vk

Tiktok | kris8an | 3,4 Millionen Follower
Instagram | kris8an | 990'000 Follower
Youtube | Kris8an | 111'000 Abonnenten

«Anfangs habe ich auf meinem Account Grenzen ausgelotet und sicher auch provoziert», sagt sie. Besonders die Rolle und das Bild der Frau in der Gesellschaft und damit auch in der Kirche liegen ihr am Her­zen. Dass sie im Netz über Themen wie die Menstruation sprach, war pionierhaft. Was hat denn das mit Kirche zu tun? Diese Frage wurde ihr auch schon gestellt. «Eine ganze Menge», antwortet sie jeweils. Denn die in der Gesellschaft wirksamen Bilder von Frau und Mann seien stark von kirchlichen Vorstellungen geprägt.

Teske erklärt: «Als Kirche haben wir heute die Aufgabe, mit diesen überholten Bildern aufzuräumen, denn sie enthalten Frauenfeindlich­keit und Diskriminierung.» Etwa dann, wenn die biblische Eva dafür benutzt werde, Frauen als unrein und Sünderinnen darzustellen, wäh­rend Maria die reine Jungfrau sei. «Das suggeriert, dass wir Frauen mehr wie Maria sein sollten, aber lei­der eher wie Eva sind. Das hält uns Frauen klein.»

«Toll, wie du Kirche machst»

Diese Offenheit, Dinge  beim Namen zu nennen und sich für eine diskussionsfreudige Kirche einzusetzen, sind es vermutlich, die den Account «Seligkeitsdinge» von Josephine Tes­­ke stetig wachsen lassen. «Ey, ich hab überhaupt gar nichts mit Kirche zu tun, aber es gefällt mir, wie du Kirche machst.» So lautet ein Kom­­mentar, der auf den Punkt bringt, was ein Grossteil der Followerinnen und Follower der Hambur­ger Pasto­rin empfindet. 

Ich will mit meinen Inhalten möglichst frei sein. Ich habe ja meinen Beruf und mein Einkommen.

«Die Leute folgen mir aus unter­schiedlichen Gründen. Weil ich Mut­ter bin, weil ich alleinerziehend bin oder weil sie mich witzig finden», fasst sie zusammen. Aber nicht in erster Linie, weil sie Christin und Pastorin sei. Dass ihre Follower über die anderen Inhalte dann doch auch mit Kirche und Glaubensfragen in Kontakt kommen, findet Tes­ke «super» und eine nieder­schwel­lige Möglichkeit, jene Menschen zu erreichen, die der Kirche längst den Rücken gekehrt haben.

Derzeit pflegt die Pfarrerin ihren Account «Seligkeitsdinge» zusätzlich zu ihrer Vollzeitpfarrstelle in Ham­burg. Anders als noch in ihrer vorherigen Gemeinde in Schleswig-Holstein hat sie hier keine Stellenprozente für ihre Arbeit im Netz. «Das will ich aber auch gar nicht», sagt sie. «Ich brauche die Zeit für mein Gemeindepfarramt.»

Werbeanfragen abgelehnt

So postet sie denn immer dann etwas, wenn sie Zeit oder Spass hat. «Niemand verlangt von mir, dass ich auf Instagram aktiv bin, aber ich mache es gern.» Diese Haltung will sie sich bewahren. Dazu passt auch, dass sie bis heute alle Ange­bote von Werbepartnern abgelehnt hat. Anfragen für Kleidung und Pro­dukte für Frauen erreichten sie schon öfter. Doch sie betont: «Ich will mit meinen Inhalten frei sein, zudem habe ich ja meinen Beruf und mein Einkommen. Ich bin von ganzem Herzen Gemeindepfarrerin.»

Millane Friesen / Deutschland

Millane Friesen / Deutschland

Die 20-Jährige ist eine der erfolg­reichs­ten Fashion-Influencerinnen Deutschlands. Friesen postet vor allem Mode- und Beautytrends und posiert in verschiedenen Outfits. Ihr Geld verdient sie mit Werbepartnerschaften. Mit ihrem Buch «Monday Motivations» möchte sie ihre Mitmenschen aber auch zur Selbstreflexion anregen. Zwischen Beautyfotos und Ferien­videos postet sie überdies Fotos von ihrer Bibel. Sie ist gläubige Christin und predigt regelmässig in freikirchlichen Gottesdiensten. vk

Tiktok | millane | 5,5 Millionen Follower
Instagram | millanefriesen | 1,1 Millionen Follower
Youtube | millane | 32'300 Abonnenten

Im Rat der EKD, der Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist man auch wegen ihrer Online-Aktivitäten auf sie aufmerksam geworden. Laut Teske konnten Leute aus der Kirche mit ihrer Instagram-Präsenz zuerst nicht viel anfangen, doch das hat sich geändert: «Wir sehen, was du da tust; es ist mehr, als nur  dein Gesicht in die Kamera zu halten und hübsch auszusehen», fasst Josephine Teske die Wertschätzung gegenüber ihrer Ar­beit im Netz zusammen.

Nun auch im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland

Seit einem Jahr sitzt nun auch sie im Rat der EKD. «Man nimmt es als eine meiner Stärken wahr, wie ich über den Glauben spre­che», sagt sie. «Dass ich ein anderes Bild von Kirche transportiere, ist wohl erwünscht.» In ihrer Hei­matkirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, die sich an der deutschen Küste vom südlichen Dänemark bis zur polnische Grenze erstreckt, ist man ebenfalls offen für ihre Netzambitionen.

Früher deutete Josephine Teske ihre Offenheit als Schwä­­che. Jetzt weiss sie, dass es sich um eine Stärke handelt. «Ich bin so, ich trage mein Herz auf der Zunge.» Irgendwann habe sie gemerkt, dass es anderen Menschen hel­­fe, wenn sie von sich erzähle.

Maike Schöfer / Deutschland

Maike Schöfer / Deutschland

Die angehende Pfarrerin diskutiert auf Instagram und Tiktok christliche Ta­buthemen und möchte die coolen Seiten der Kirche hervorheben. Vor allem feministische und queere Themen sind ihr ein Anliegen. So erläutert sie in ihren Posts, wie Feminismus und Bibel­verse zusammenpassen. Die 32-Jährige hat ein feministisches Andachtskollektiv gegründet und star­tete mit einer Studentin der Judaistik und einer islamischen Theologin den interreligiösen Podcast «331–3 Frauen, 3 Religionen, 1 Thema». vk 

Tiktok | ja_und_amen | 5038 Follower
Instagram | ja.und.amen | 24'200 Follower

Trotz allem musste sie zuerst lernen, was sie im Netz von sich zeigt und was eher nicht. Die Gesichter ih­rer Kinder sind inzwischen tabu. «Ich möchte nicht, dass mein Sohn in der Schule angesprochen wird, weil jemand meinem Account folgt.» Auch bestimmte Privatsachen, persönliche Angelegenheiten, mit den sie zu kämpfen habe, mache sie nicht mehr so ungefiltert öffentlich wie noch zu Beginn ihrer Netzaktivität.

Hin und wieder wünschte sie sich so etwas wie Supervision und fachliche Begleitung. Heute sagt sie: «Ich bin Influencerin im Netz, und das auch noch als Pastorin. Dafür existiert keine Beratung.» Und so ver­fährt sie denn, wie inzwischen viele andere auf Instagram präsente Pfarr­personen, nach dem Prinzip «Versuch und Irrtum».

Seelsorge auf Instagram

In diesem Sinn geht sie auch mit den Anfragen um, die sie als Pastorin von ihren Followern bekommt. Zum Beispiel, wenn ihr jemand über ihren Account von einem Todesfall in der Familie berichtet. Auf solche Nachrichten reagiert Josephine Tes­ke jeweils prompt: «Ich habe das jetzt gelesen. Wollen wir einen Termin aus­­ma­chen zum Chatten oder Telefonieren?» Sie nimmt sich dann eine Stunde Zeit für den betreffenden Menschen und macht wenn nötig einen Folgetermin aus. «Ich habe gelernt, dass ich nicht permanent da sein kann.»

Ellen und Steffi Radtke / Deutschland

Ellen und Steffi Radtke / Deutschland

Die beiden Pastorinnen sind seit fast zehn Jahren miteinander ver­heiratet. Sie beantworten auf ihrem Youtube-Kanal Fragen zu queeren Themen und geben einen vertieften Einblick in ihren Alltag als Regen­bogenfamilie. Die Mütter einer einjäh­rigen Tochter sind Pastorinnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Auf unterhaltsame Art und Weise sprechen sie darüber, wie queer und Kirche zusammenpassen, oder sie zeigen, wie Ferien im Wohnmobil mit einem Kleinkind funktionieren. vk

Instagram | andersamen | 18 500 Follower
Youtube | AndersAmen | 25'900 Abonnenten

Wer erfolgreich auf Instagram unterwegs ist, muss auch lernen, Gren­zen zu setzen. Obwohl die Leute, die Teske im Internet fol­­gen, «äusserst wohlwollend» seien, liest sie ab und zu Kommentare wie: «Deine Haut sieht so trocken aus, nimm mal eine Gesichtsmaske!» oder «Warum sind deine Kinder so weit weg von ihrem Vater?». «Da antworte ich dann schon mal: Das geht dich nix an.» Aber im Vergleich zu dem, was Profi-Influencer so alles auszuhalten hätten, sei dies eigentlich doch recht harmlos, findet sie.

Übergriffige Kommentare

Sie weiss, dass sie mit ihrer hohen Reichweite im Netz als Pfarrerin auch eine Vorbildfunktion hat. «Ich bin immer Pfarrerin, und wenn ich grosse goldene Ohrringe oder einen Minirock trage, hat das auch Einfluss auf das Pfarrbild.»

Josephine Teske sieht das Netz als Chance. Viele Menschen besuchen kaum noch einen kirchlichen Anlass, wenn sie endlich einmal Zeit für sich haben. Teskes Alternative: «Am Handy sind wir eh alle ständig, warum nicht also online auch mal eine Andacht feiern?»

Scott Erickson / USA

Scott Erickson / USA

Der US-Amerikaner ist Künstler, Autor und Performer. Mit seiner Kunst möchte er auf Instagram den Menschen spirituelle Inputs geben. Er war in verschiedenen Kirchen «artist in residence» und sagt in einer Youtube-Serie, warum die Kirchen Kunst brauchen. An Gottesdiensten malt er live vor dem Publikum provokante Bilder zu christlichen Themen und hält Predigten. Auf Instagram nennt er seine Bilder «visuelle Gebete», die dazu anregen sollen, das eigene Leben selbst in Hand zu nehmen. vk

Instagram | scottthepainter | 132'000 Follower
Youtube | Scott Erickson | 1720 Abonnenten

Dabei war ihr Instagram-Profil zu­erst eher ein Überraschungserfolg. Als Studentin sei sie «recht schüchtern» gewesen, erzählt sie. Dass ihr Account «Seligkeitsdinge» mit all dem Schönen, Besinnlichen und Spi­ri­tuellen im Alltag dermassen erfolg­reich sein würde, war für sie nicht vorhersehbar.

Anleihe bei Astrid Lindgren

Auf den Begriff «Seligkeitsdinge» stiess Josephine Teske im Buch «Ma­dita» von Astrid Lindgren. Es ist Weihnachten, und die siebenjäh­rige Madita sagt zu ihrer kleinen Schwester Lisbeth: «Es gibt immer ein Seligkeitsding unter all den Geschenken, die wir bekommen.» Dieses Seligkeitsding ist im Buch eine kleine Schwester für die beiden.

So macht denn die Influencerin unter dem Account «Seligkeitsdinge» ihren Alltag als Christin, Pfarrerin, alleinerziehende Mutter und Frau öffentlich. Obwohl für sie eigentlich alle Christinnen und Christen, die sich zu Leben und Glauben äussern, In­fluencer sind, auch ohne Netzpräsenz.

Hier können Sie die Online-Andacht und Story-Beispiele anschauen.