Die Hirtin Barbara Gisiger sitzt hinter dem Steuer ihres roten Pick-ups. Im Schritttempo fährt das Auto auf der kurvigen Landstrasse, die den Waldrand entlang hinunter zu einem Fluss führt. Rechts hinter der Leitplanke fällt die saftig grüne Wiese leicht ab. Vor dem Auto trottet eine unüberblickbare Kolonne aus rund 1800 Schafen her. Gisiger koordiniert den Alpabzug.
Nicht immer war die Hirtin bei einem Alpabzug so entspannt wie diesmal. Früher trug sie mit ihrem Partner Markus Nyffeler die Verantwortung allein. Mittlerweile ist das Team gewachsen. Mareike Hehl und Simon Zaugg begleiten die Herde zu Fuss, weisen ihre Hunde an, die Tiere beisammenzuhalten. Zudem sind von Riffenmatt im Naturpark Gantrisch, der zur Berner Gemeinde Guggisberg gehört, bis zum Ziel in Rüschegg-Graben entlang des Weges Netze gespannt.
Ein Weg mit Zaun
Ohne Abschrankung seien die Schafe ständig auf die umliegenden Weiden ausgeschert, erzählt Gisiger. «Das war ein Riesenstress.» Die Bauern, denen die Wiesen gehören, hatten ihren Unmut über die ungebetenen Gäste lautstark kundgetan. Jetzt kann die Hirtin getrost anhalten für einen kurzen Schwatz mit einem Bauern. Er scheint zufrieden damit, dass die Schafe schnell vorübergezogen sind und seine Weiden nichts abbekommen haben.
Drei Monate verbrachten Simon Zaugg und Mareike Hehl mit der Schafherde in den Bergen, zogen an der Grenze zwischen Freiburger Alpen und Berner Oberland unter den Gipfeln Schafarnisch und Kaiseregg umher. Sie übernachteten in einem Wohnwagen und einem umgebauten Baucontainer.