Wenn Sie auf einer Gartenparty sagen, Sie seien religiös: Lassen da die Leute vor Schreck ihr Glas fallen? Oder zucken sie zusammen?
Michael Bongardt: Ich mache schon die Erfahrung, dass viele Menschen skeptisch reagieren, wenn ich mich positiv zum Christentum äussere. Sie fragen sich, wie man sich noch ernsthaft damit beschäftigen kann.
Und wie reagieren Sie?
Wenn das Desinteresse meines Gegenübers nicht überwiegt und es zu einem Gespräch kommt, versuche ich herauszufinden, welche Beweggründe mein Gesprächspartner für seine Religionskritik hat. Viele meiner Studierenden halten Religiosität für etwas irrwitzig Irrationales. Darauf kann ich philosophisch reagieren und das Verhältnis von Rationalität und Subjektivität bei jeder Weltanschauung erklären.
Wie sind die Reaktionen im Kollegium an der philosophischen Fakultät? Sie sind ja auch Theologe.
An der Universität bin ich in einer besonderen Situation, weil ich kein Theologieprofessor mehr bin. Nach meinem Ausscheiden aus dem Priesterdienst wurde ich von meinem theologischen Lehrstuhl entfernt. Seitdem fühle ich mich als Philosophieprofessor sehr wohl.
Konnten Sie den Theologen wirklich einfach abstreifen?
Ich weiss Philosophie und Theologie zu trennen. Es handelt sich hierbei um unterschiedliche Arten des Fragens. Mein Theologesein werde ich aber natürlich nicht los. Zuweilen begegne ich dem Verdacht, ein Theologe könne grundsätzlich keine Philosophie treiben.