Meine Eltern waren sehr religiös. Deshalb wurde ich auf den Namen Beda getauft. Wie der einstige Fürstabt Beda Angehrn, der im Kloster St. Gallen amtete – meine Mutter war St. Gallerin –, oder der angelsächsische Heilige Beda Venerabilis. Geboren bin ich im Wallis, wo ich kurz nach der Geburt in der Visper Kirche auf den Altar gelegt wurde und meine Eltern das Gelübde ablegten, dass ich Pfarrer würde.
Da zeigt sich, dass Religion eine Frage der Geografie ist: Wer im Nahen Osten zur Welt kommt, hat das Pech, entweder Muslim oder Jude zu werden, in Indien Hindu, und hierzulande wird man – oder wurde man zumindest zu meiner Zeit – halt Christ. Religion ist immer ein Pech. Nur wenige haben das Glück, ohne religiösen Glauben aufzuwachsen. Und wer es nicht schafft, sich davon zu lösen, leidet zeitlebens darunter. Ich konnte mich davon befreien, und mein Leben ist seither viel schöner geworden. Ich bin sozusagen glücklich ungläubig.
Distanz zu den Frommen
Als Kind war ich, auch abgesehen von meinen Eltern, umgeben von sehr religiösen Menschen: Mein Götti war Kapuzinermönch und meine Gotte Äbtissin im Kloster Ilanz. Ich hatte sie gern. Aber wenn ich heute gläubige Menschen vor mir habe, empfinde ich eine Art Mitleid. Ich sehe, wie sie festgefahren sind in ihrem Lebensmodell, und spüre die Enge, in der sie sich befinden. Solange sie nicht versuchen, mich zu überzeugen, dass ihr Glaube auch der meine sein sollte, habe ich kein Problem. Wenn sie aber behaupten, sie seien die besseren Menschen, weil sie an Gott glauben, dann distanziere ich mich.