Sind Sie
hier nicht etwas zu optimistisch?
Ich hoffe nicht und glaube es auch nicht, jedenfalls
was diese Krawalle betrifft, auch wenn sie natürlich Ausdruck einer politischen
Blockade in Nordirland sind. Pessimistischer bin ich allerdings, wenn ich die heftigen
Verwerfungen in der Bevölkerung durch den Brexit beobachte. Die grösste britisch-treue
Partei, die regierende DUP (Democtratic Unionist Party), pokerte in den Brexit-Verhandlungen
zu hoch. Das war fahrlässig und naiv. Nun wurde sievon Boris Johnson brutal
über den Tisch gezogen – mit negativen Folgen für die gesamte Region.
Sie meinen die Grenze in der Irischen See, die eine harte
Grenze auf der irischen Insel verhindern soll. Dabei betonte Premier Boris Johnson
in den Brexit-Verhandlungen immer, eine solche Grenze werde es niemals geben.
Ja, durch die Zollgrenze ist nun Nordirlands
«ewige Einheit» mit Grossbritannien im Kern erschüttert. Das verstärkt die
ewige Angst der Unionisten, das Bauernopfer zu sein. Jetzt rollen politische
Köpfe in den unionistischen Parteien: sowohl die Regierende Ministerin und
DUP-Parteivorsitzende Arlene Foster, als auch ihr Amtskollege bei der kleineren
UUP mussten ihr Amt aufgeben. Und wie so oft werden die Parteien nun versuchen,
«Profil» zu zeigen, was bedeutet: härtere, einseitigere, polemischere,
abgrenzendere Politik.