Religiöse Influencer sind in der Schweiz kaum bekannt. Und wenn, dann stammen sie aus freikirchlichen Kreisen. Weshalb ist das so?
Sabrina Müller: Die Zielgruppe der Freikirchen ist generell jünger. Die Adressatinnen sind hier Digital Natives, sie sind mit den sozialen Medien aufgewachsen. Einige Kanäle werden auch professionell bedient. Die Verantwortlichen der Landeskirchen hingegen richten sich in der Tendenz eher an die traditionellen, bürgerlichen Milieus und machen das oft in der Freizeit.
Liegt es daran, dass wir keinen Personenkult betreiben wollen?
Das ist typisch schweizerisch. Wir wollen niemanden zu sehr hochjubeln. Deshalb wird auch eher Geld für ein Reflab gesprochen, das für die Zürcher Kantonalkirche Podcasts, Reels und Blogs produziert, als ein digitales Pfarramt für eine einzelne Person eingerichtet.
Pastorin Josephine Teske betreibt in Deutschland einen Instagram-Account mit 37'000 Followern. Davon sind wir noch weit entfernt.
Es gibt verschiedene digitale Logiken: Teske ist Sinnfluencerin, der Kanal hängt von ihr ab. Sie ist nicht austauschbar, sonst «stirbt» der Account. Während das Reflab, wo nun der bisherige Leiter Stephan Jütte aufhört, ein Kollektiv ist, das auch mit mehreren Aushängeschildern funktioniert. Die eine Logik ist das Personale wie bei Teske, die andere die einer Marke wie beim Reflab.