Für einmal verlassen wir das Haupttal des Unterengadins und begeben uns in ein Seitental. Der Weiler, der zugleich auch ein kleines, idyllisches Feriendorf ist, heisst S-charl. Die kleine Kirche, ursprünglich eine Kapelle, gehört zur Evangelischen Kirchgemeinde von Scuol. Hier, so wird vermutet, beteten die Bergleute bevor sie sich in die Silber- und Bleiminen begaben. Diese waren von 1200 an bis 1652 im Besitz der Grafen von Tirol. Mit dem Loskauf des Unterengadins 1652 wurde S-charl Besitz der Gemeinde Scuol.
Die Kirche hat einiges durchgemacht, während der Bündner Wirren wurde sie zerstört, dann wieder aufgebaut und ein paar Mal renoviert. Davon zeugen die Jahreszahlen von 1591 bis 1985. Sie ist umringt von einer mächtigen Mauer und besitzt einen kleinen aufgesetzten Holzturm. Interessant ist die Angabe zwischen den Kirchenfenstern, dort sind nämlich die Namen einiger Sponsoren aufgeführt. Diese haben ihre Gaben dieser Kirche vermacht. Seit die Kirche S-charl zur Kirche Scuol gehört, ist es Usus, dass hier im Sommer fünf Gottesdienste stattfinden. Das Innere der Kirche, mit Bänken aus Arvenholz, hat eine Holzdecke und eine gemauerte Kanzel, bemalt mit filigranen Motiven.
Im Video erzählt Peder Rauch, ehemaliger Kirchgemeindepräsident und während einiger Monaten in S-charl ansässig, von seinen Erfahrungen und seiner Beziehung zur Kirche. Des Weiteren berichtet die aktuelle Kirchgemeindepräsidentin, Annina Kasper, von S-charl als „Etappenort“ des St. Jakobsweges. Pfarrer Helmut Gossler hielt, anlässlich des diesjährigen Sommermarktes, eine von Musik und Gesang begleitete Andacht.