Die politische Neutralität ist eine Farce

Kommentar

Die Medaillen mögen noch so glänzen, die Vergabe der Olympischen Spiele nach China war ein Fehler. Der Sport ist nicht neutral, er steht vielmehr politisch auf der falschen Seite.

Zum zweiten Mal in 14 Jahren finden Olympische Spiele in China statt. Auch vor den Sommerspielen 2008 gab es Kritik: wegen der Menschenrechte und des Baus von Stadien, für die unzählige Häuser platt gewalzt wurden.

Doch die Winterspiele 2022 haben eine andere Dimension. Athletinnen und Athleten müssen Chinas rigide Corona-Politik und Datenspionage fürchten, dürfen sich keinesfalls politisch äussern. Noch schwerer wiegt die Brutalität gegen Dissidenten in Hongkong oder gegen Uiguren. China ist ein anderes Land als 2008. 

Der notorische Kuscher

Ein diplomatischer Boykott ist das Mindeste, was die Politik tun kann, wenn der Sport versagt. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, gilt als notorischer Kuscher, wenn es um Kritik an Austragungsländern geht. Von ihm können Sportler keinen Schutz erwarten.

Die angebliche politische Neutralität des IOC ist längst eine Farce. Lassen sich die Bilder gut verkaufen, sind politische Zeichen erwünscht: etwa, wenn ein Team aus Süd- und Nordkoreanern antritt wie 2018 in Pyeongchang. 

Gleich der nächste Skandal

Das IOC muss zugeben, dass sich Politik und Sport nicht trennen lassen. Und Grundsatzfragen rund um die Vergabe der Spiele klären. Peking 2022 ist bald vorbei, die Probleme bleiben. Im November trägt die Fifa ihre Fussball-WM in Katar aus.