Reformierte Pluralität ganz ohne Beliebigkeit

Kommentar

Rita Famos ist die erste Frau an der Spitze der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS). Für das Amt ist die Pfarrerin gut gerüstet, weil sie gelernt hat, Brücken zu bauen.

Rita Famos bringt mit, was es für das Präsidium der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz braucht. Sie hat als Leiterin der Ab­teilung Spezialseelsorge in der Zürcher Kirche Führungserfahrung gesammelt und ist nach vier Jah­ren in der Arbeitsgemein­schaft Christlicher Kirchen der Schweiz in der Ökumene gut vernetzt.

Mehr als symbolträchtige Auftritte

Wichtiger noch: Ökumene und interreligiöser Dialog gehen für Famos über symbolträchtige Auftritte und Erklärungen hinaus. Mit der katholischen Kirche und den muslimischen Gemeinden hat sie zuletzt an konkreten Projek­ten gearbeitet und zwischen Religionsgemeinschaften und staatlichen Behörden vermittelt.

Als Brückenbauerin wird Famos auch innerhalb der reformierten Kirchengemeinschaft gebraucht. Der Frust in der Romandie sitzt nach der Niederlage von Isabelle Graesslé tief, obwohl die welschen Kirchen mit zwei Sitzen im Rat eigentlich gut vertreten sind.

Die verbindende Kraft Gottes

Zudem zeigt der an der Synode vollzogene Austritt der kleinen Église Évangelique Libre de Genève im Nachgang zum Ja zur Ehe für alle, dass die Einheit in Vielfalt an Grenzen stösst. Auch der emotiona­le Abstimmungskampf zur Konzernverantwortungsinitiative reisst in der Kirche Gräben auf.

Profil zeigen, ohne Minderheiten vor den Kopf zu stossen, über die Aus­legung der Bibel streiten und dennoch Gottes verbindender Kraft vertrauen: Diese Aufgabe wird für die EKS mit Famos an der Spitze zentral. Der durch 18 Jahre Gemeindepfarramt geerdeten Theo­login ist zuzutrauen, dass sie die Herausforderung meistert.