Indem Sie Ihre Dankesrede in Französisch begannen, sendeten Sie ein Signal über den Röstigraben hinweg. Wie tief ist er in der EKS?
Rita Famos: Ich spüre eine grosse Enttäuschung in der Romandie. Viele haben den Eindruck, die Wahlen seien durch ein deutschschweizerisches Powerplay entschieden worden. Aber eigentlich ist die Westschweiz mit zwei Mitgliedern gut im Rat vertreten. Ich werde das Gespräch mit den französischsprachigen Kirchen suchen und helfen, dass die wichtigen Impulse, welche die sie für die Deutschschweiz haben, wirklich ankommen.
Zuerst steht für Sie Integrationsarbeit an?
Brücken zu bauen in die Romandie, ist mir ein wichtiges Anliegen.
Sie waren vier Jahre Präsidiumsmitglied der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz. Helfen diese Kontakte der Ökumene?
Gute persönliche Kontakte erleichtern Gespräche gerade dann, wenn man sich nicht einig ist. Abgesehen davon sollten Bischofskonferenz und EKS vermehrt zeigen, dass sie in vielen Fragen am gleichen Strick ziehen. Zugleich darf die Ökumene nicht von Freundschaften abhängig sein. Ich will keine Hinterzimmer-Ökumene, sondern transparente Beziehungen zu unseren Schwesterkirchen.
Im Abendmahl bleiben Katholikinnen und Reformierte getrennt. Schmerzt Sie das oder wird das Problem überschätzt?
Stärker ins Blickfeld nehmen sollten wir all das, was wir bereits teilen. Das ist aus reformierter Sicht ja das Zentrum des Glaubens: die Verkündigung im Wort. Aber natürlich schmerzt, dass die katholische Kirche noch nicht einmal die eucharistische Gastfreundschaft offiziell gewährt. Sie wäre vor allem für die Mitglieder an der Basis wichtig, wo die konfessionellen Grenzen oft durch Ehen und Familien gehen.