Denkbar knapp ist der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstat Pennsylvania einer schweren Verletzung oder gar dem Tod entkommen. Die Kugeln des Attentäters streiften nur sein Ohr – weil Trump in der entscheidenden Sekunde den Kopf in eine andere Richtung drehte. Während das Motiv des 20-Jährigen Attentäters weiterhin Rätsel aufgibt, wird das schicksalshafte Ereignis von Trump selbst und von vielen Anhängern höheren Mächten zugeschrieben. Gott alleine habe verhindert, dass das Undenkbare passiert, schrieb Trump unmittelbar nach dem Attentat auf der Social-Media-Plattform Truth Social. «Statt Angst zu haben, bleiben wir in unserem Glauben standhaft und trotzen dem Bösen». In einem Interview mit der Zeitung «New York Post» sagte Trump, der behandelnde Arzt habe mit Blick auf die leichte Verletzung von einem «Wunder» gesprochen. Glück oder Gott sei es zu verdanken, dass er noch am Leben sei. «Viele Menschen sagen, ich bin nur wegen Gott noch hier.» Auch in privaten Gesprächen seit dem Attentat soll sich der Republikaner ähnlich geäussert haben.
Die Interpretation passt in das Bild, das Trump im Wahlkampf bislang von sich gezeichnet hat und sie dürfte den Glauben evangelikaler Wähler, es handle sich bei dem Unternehmer und Ex-Präsidenten um einen von Gott auserwählten Kandidaten, weiter zementieren. In einem im Januar veröffentlichten Video mit dem Titel «God made Trump» («Gott erschuf Trump») stilisierte sich der ehemalige Präsident zu einer Art Messias, der von Gott entsendet wurde, um Amerika zu retten. Ein Grossteil der evangelikalen Wählerschaft ist Trump seit Jahren treu ergeben, unter anderem, weil dieser während seiner letzten Amtszeit die Weichen dafür stellte, dass das verfassungsmässige Recht auf Abtreibung vom Supreme Court gekippt wurde.