Wie entscheidend war die christliche Wählerschaft für den Sieg des neuen Präsidenten Donald Trump?
Kristin Kobes Du Mez: Sehr entscheidend. Hätten weisse, regelmässige Kirchgänger, Protestanten wie Katholiken, Trump nicht unterstützt, wäre er wohl nicht unser nächster Präsident. Vor allem innerhalb konservativer Kirchen herrschte ein enormer Druck auf die Mitglieder, Trump wurde als einziger valabler Kandidat präsentiert. Und trotz seiner zum Schluss immer vulgäreren Kampagne, die stark auf Nationalismus und Rassismus setzte, haben ihn weisse Evangelikale laut Nachwahlbefragungen zu über 80 Prozent und damit etwa im gleichen Mass gewählt wie vor vier Jahren.
Wie engagierten sich Kirchen in diesem Wahlkampf konkret?
Kirchen dürfen als nicht profitorientierte Organisationen in den USA keine Wahlempfehlungen aussprechen. Viele konservative evangelikale Kirchen haben sich daran jedoch überhaupt nicht mehr gehalten. Selbst in ihren gestreamten Predigten sprachen sich Pastoren ganz offen für Trump aus. Viele dämonisierten die Demokraten, etwa mit Blick auf das Recht auf Abtreibung. Zwar gab es auch eine Gruppe «Evangelikale für Harris», doch moderate und liberale Kirchen, die Harris zugeneigt waren, hielten sich eher an die Regeln. So entstand ein Ungleichgewicht