Was für ein heiteres Bild: «Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln.» Dieses Psalmenwort ist wie viele andere Psalter-Sprachbilder sprichwörtlich geworden.
Mich erinnert es an den Gottestrost, den ich als Kind beim Abendgebet empfunden habe. Damals deckten mich wie die Bettdecke noch Gottes unsichtbare Flügel, behüteten mich vor dem Schrecken der Nacht. Der ganze Trostpsalm 91 ist ein Anrufen um den «Schutz des Höchsten». Dann aber werden die wohltuenden göttlichen Zusagen brutal durchbrochen. Der wärmende Fittich verwandelt sich zum stählernen Schild in einer blutigen Schlacht. «Mögen tausend fallen an deiner Seite, zehntausend zu deiner Rechten, dich trifft es nicht» (Psalm 91,7). Der Rechtgläubige verdient also das Leben, die anderen den Tod?
Der Psalm 91 sagt mir auch: Lass es dir nicht zu wohlig werden unter der Bettdecke deines Kinderglaubens voller Zuversicht.