Als ich noch ein Kind war, stellte ich mir Gott als einen Mann vor. Und zwar als einen mit Bart, der im Himmel wohnt und auf uns herunterschaut. Später wurde dieses Bild differenzierter. Hinzu kam die Vorstellung von Gott als Licht oder Liebe. Dennoch blieb Gott für mich männlich. Ein Vater im Himmel eben. Erst viel später verspürte ich den Wunsch nach einer gendergerechten Bereinigung. In der Bibel finden sich neben vielen männlichen auch einige weibliche Gottesbilder. In Psalm 22 steht: «Du bist es, der mich aus dem Mutterschoss zog, der mich sicher barg an der Brust meiner Mutter.» Gott wird in diesem Klagegebet zur Hebamme, zur Geburtshelferin. Mir gefällt diese frauenstärkende Metapher für Gott. Denn die Hebammen unterstützen seit jeher Frauen vor, während und nach der Geburt. Ihre Hände sind es, die als erste das Neugeborene festhalten, zärtlich umsorgen und an die Mutterbrust legen, damit es überleben kann.