«Jordanien ist für die Flüchtlinge eine Sackgasse»

Flüchtlinge

Die Stadt Mafraq platzt aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen nahe der syrischen Grenze aus allen Nähten. Hier arbeiten viele Freiwillige des Hilfswerk Noiva.

Ein Wüstensturm fegt über die Steppe und trägt Staub aus der syrischen Wüste in die jordanische Stadt Mafraq. Aber schon seit 2011 wirbeln die vielen Flüchtlinge aus Syrien das innere Gefüge der Stadt auf, welche nur 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt liegt. Mit mehr als 120000 Einwohnern hat sich die Zahl der Einwohner aufgrund der neu angekommenen Bevölkerung mehr als verdoppelt. Zuviel, um vom Wohnungs- und Arbeitsmarkt absorbiert zu werden. Bereits 2012, also ein Jahr nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs, notierte ein Report des UN-Flüchtlingswerk UNHCR zur Situation in Mafraq: «Die Mieten sind in die Höhe geschossen, wie auch zur gleichen Zeit umgekehrt proportional die Verfügbarkeit gesunken ist.» Denn schon damals haben die Neuankömmlinge so schnell als möglich die grossen Camps verlassen, die von Gewalt und Unfreiheit geprägt sind. So leben heute mehr als 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge ausserhalb der UNHCR-Lager.

Pässe eingezogen

Was das für die Flüchtlinge heisst, zeigt die Familie al-Sharif*. Bereits 2012 ist sie aus Aleppo geflohen. Seither bestimmt endloses Warten den Alltag der Familie, unterbrochen von Wohnungsumzügen. Denn immer wieder führten die nicht bezahlten Mietschulden zum Rausschmiss, und dazu, dass sie bei vier verschiedenen Hausbesitzern die Pässe als Pfand hinterlegen mussten. Nun haben nur noch drei Mitglieder der siebenköpfigen Familie einen Pass.

Aber nicht nur Mietsorgen plagen die Familie. Einer ihrer Söhne hat eine Augenkrankheit, die am Ende zum totalen Erblinden führt. Wer aber, wie die al-Sharifs, das nahegelegene Flüchtlingscamp Zaatari verlassen hat, besitzt keinen Anspruch mehr auf medizinische Versorgung. 5000 Dinar, umgerechnet 7500 Franken, kostet die Operation. Immerhin hat die Familie nun nach vier Umzügen einen gütigen Vermieter gefunden. Trotz grosser ausstehender Mietschulden hat er sie bisher nicht vor die Wohnungstür gestellt. Eines der vier in Mafraq geborenen Kinder wurde so nach dem Namen des Hausbesitzers benannt.

Flüchtlingsgeschichten kennt Christoph Roggli in all seinen Schattierungen. Seit vier Jahren ist er für die Stiftung Noiva, die der Winterthurer Unternehmer Andi Kunz gegründet hat, in Jordanien unterwegs. Der ehemalige Lehrer koordiniert hier Freiwilligen-Einsätze von Schweizerinnen und Schweizern. Jetzt, in den Frühlingsferien, sind wieder mehr als dreissig Freiwillige unterwegs, machen Hausbesuche bei Familien wie den al-Sharifs, verteilen Food-Bons sowie Kleider und bringen mit Spielaktionen etwas Licht in den grauen Flüchtlingsalltag der Kinder. Zudem reparieren sie Häuser, dichten Dächer ab, isolieren Steckdosen und setzen Plexiglas in die Fenster ein. So können sie mit wenig Aufwand und viel Improvisation die Lebensqualität der Flüchtlinge heben.

Illegaler Arbeitsmarkt

Roggli fasst die Situation der Flüchtlinge in einem Satz zusammen: «Jordanien ist für die Flüchtlinge eine Sackgasse.» In einem Land, in dem nach Angabe des UN-Weltentwicklungsreports 33 Prozent der Jungen zwischen 15 und 24 Jahren keine Arbeit haben, ist der Zugang für Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt nur mit Dumping-Löhnen und ohne eine berufliche Perspektive zu entwickeln möglich. Auf Druck der europäischen Geberländer hat Jordanien den Flüchtlingen mittlerweile eine Arbeitserlaubnis eingeräumt. Da aber eine solche behördliche Genehmigung 500 Dinar Gebühren kostet, landen die meisten im illegalen Arbeitsmarkt. Hier verdingen sich die Tagelöhner für fünf Dinar, ein Betrag, der meist nicht einmal reicht, um die Miete zu zahlen.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat für das Jahr 2016 geschätzt, dass zirka 200000 Flüchtlinge illegal arbeiten. Kommt noch hinzu: In Jordanien hat das UNHCR 657000 syrische Flüchtlinge registriert. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge gibt die jordanische Regierung indes mit 1,3 Millionen an, da viele der Geflohenen sich nie beim UN-Flüchtlingswerk gemeldet haben.

Die Zahlen erhellen ein düsteres Szenario. Aber es gibt auch Erfolgsgeschichten. Da ist beispielsweise Ablah Bozan*. Vor zwei Jahren begegnete die damals Vierzehnjährige zum ersten Mal den Helfern von der Stiftung Noiva. «Damals konnte ich nicht mehr als Hello auf Englisch sagen», erzählt sie. Mit begierigem Lerneifer hat sie in Facebook-Gruppen und mit englischen TV-Filmen innerhalb eines Jahres Englisch erlernt. Nun ist sie schon als Übersetzerin für Noiva unterwegs. Wenn im nächsten Schuljahr die weiterführende Schule Geld für den Besuch verlangt, kann sie dies mit ihrem eigenen Verdienst begleichen. Ihr Wissensdurst und ihre fröhliche Art, wie sie mit Kindern spielt und mit Erwachsenen diskutiert, zeigen: Selbst in der scheinbar hoffnungslosen Situation des Flüchtlingslebens können sich Perspektiven eröffnen.

*Aus Sicherheitsgründen wurden die Namen von der Redaktion geändert.

Hier folgt ein zweizeiliger Titel

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