Neue Orgeltöne in die Kirchen bringen

Kirchenmusik

Organisten sind eine zunehmen rare Spezies in den Kirchen. Mit einem Wettbewerb soll nun dafür gesorgt werden, dass der Nachwuchs erhalten bleibt.

Während viele Hochschulen nicht mehr wissen, wohin mit allen ihren Studierenden, hält sich der Andrang für Orgel-Studierende an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in Grenzen: Gerade einmal drei Personen werden bis im Sommer 2016 einen Master-Studien­gang an der ZHdK abschliessen. «Die Lage in der Schweiz ist prekär», beurteilt Professor Beat Schäfer, Leiter Bereich Kirchenmusik an der ZHdK, die Lage. Zumal gerade in den vergangenen fünf Jahren im Kanton Zürich rund vierzig Prozent aller Organisten das Pensionsalter erreicht haben. In vielen Kirchgemeinden arbeiten heute Organisten aus Deutschland.

Hat die Kirchenmusik ein Imageproblem? Wirkt sie altbacken, überholt? Eugenio Giovine, Kantor in Zürich Affoltern und Beauftragter der Landeskirche für Musik, teilt diese Ansicht selber zwar nicht. Doch stellt er fest, dass viele Leute die Kirchenmusik mit einem verstaubten Bild der Kirche generell assoziieren und mit altertümlichen Liedtexten – wie etwa «süsses Jesulein» – wenig anfangen können. Doch gleichzeitig seien die gleichen Menschen von der selben Musik begeistert, wenn sie diese etwa an einem Konzert in der Tonhalle hören.

Um mehr Leute für die Kirchenmusik zu interessieren, haben nun die ZHdK, die reformierte und die katholische Kirche den Wettbewerb «Klang & Gloria» ausgeschrieben. Er richtet sich an Musikerinnen und Musiker aller Sparten, auch an Chorleiter. Beat Schäfer: «Ob Rap, Tanz, Klassik- oder Pop-Perfor­mance – der Stil kann frei gewählt werden.»

Qualität halten. Angesprochen werden sollen nicht bloss bereits kirchlich sozialisierte Leute, wie Schäfer erklärt, sondern auch solche, die einfach mal etwas ausprobieren wollen, die zu komponieren oder improvisieren vermögen. «Wir wollen zeigen, dass Kirchenmusik sehr viele Facetten hat und sehr vielfältig sein kann», sagt Eugenio Giovine. Aus Sicht der beiden Landeskirchen, welche die Nachwuchsförderung in der Kirchenmusik jährlich mit je 150 000 Franken subventionieren, geht es darum, dass in Zukunft weiterhin genügend professio­nell ausgebildete Organisten zur Verfügung stehen. Müssen diese nämlich immer mehr durch Pianisten ersetzt werden, so hat das unweigerlich einen Einfluss auf die Qualität.

Der Wettbewerb

Der Kirchenmusik-Wettbewerb «Klang & Gloria» richtet sich an engagierte Laien, Berufsmusi­kerinnen und Berufsmusiker sowie an Aufführende anderer Künste. Gesucht werden neue Ideen für Gottesdienste und Konzerte.

Informationen und Anmeldung (bis 31.März) unter www.klangundgloria.ch