Recherche 24. April 2020, von Felix Reich

Sabine Brändlin verlässt den Rat der EKS im Streit

Kirche

Knall im Rat der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS): Die Pfarrerin Sabine Brändlin tritt nach nur vier Jahren im Amt zurück – wegen «unüberbrückbarer Differenzen».

Die Medienmitteilung, die Sabine Brändlin am Freitagnachmittag verschickt, ist acht Zeilen kurz. Aber sie hat es in sich: Die Theologin verlässt den Rat der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS) per sofort. Der Rücktritt erfolgt «aus persönlichen Gründen und wegen unüberbrückbarer Differenzen».

Ein heikles Geschäft

Der Rat der EKS seinerseits schreibt in einer wortkargen Medienmitteilung, er habe «vom heute kommunizierten Rücktritt eines Ratsmitglieds Kenntnis genommen». Den Namen von Sabine Brändlin nennt er nicht.

Der Rücktritt stehe im Zusammenhang mit einem laufenden Geschäft, «das vom Rat mit grosser Sorgfalt umfassend behandelt» werde. Brändlin sei dabei wegen einer möglichen Befangenheit letzte Woche in den Ausstand getreten. «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes» verzichtet der Rat auf weitere Informationen.

Vor zwei Jahren im Amt bestätigt

Brändlin wurde 2016 in die Exekutive des Zusammenschlusses aller reformierten Kirchen in der Schweiz gewählt. In einer Ersatzwahl hatte sie sich gegen Doris Wagner-Salathe durchgesetzt. Zwei Jahre später bestätigten die Abgeordneten des damaligen Kirchenbundes Brändlin im Amt.

Die Pfarrerin war verantwortlich für das Ressort Liturgie und Kirchenentwicklung. Vor den Abgeordneten der Landeskirchen vertrat sie an der viel beachteten Versammlung im letzten November das Ja des Rates zur Ehe für alle.

Gender-Beauftragte im Aargau

Nach zwölf Jahren im Pfarramt in Binningen-Bottmingen übernahm die frühere Baselbieter Kirchenrätin 2013 die Leitung der Fachstelle Frauen, Männer, Gender der Aargauer Landeskirche. Zwei Jahre später wurde Brändlin Leiterin des Bereichs «Seelsorge und Kantonale Dienste» und Mitglied der Geschäftsleitung der Landeskirchlichen Dienste.

Ende 2018 verliess die 1973 geborene Pfarrerin ihre Stelle bei der Aargauer Kirche. Sie wollte der Familie sowie ihrem geistlichen Leben mehr Zeit widmen und sich auf ihr Exekutivamt in der EKS konzentrieren.

Rücktritt trotz grosser Freude

Dass ihr das Amt im Rat der EKS «grosse Freude» bereitet hat, betont sie in ihrer Rücktrittserklärung vom 24. April explizit. Neben der Vorlage zur Ehe für alle nennt sie die Prävention von Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen als Kernthema ihrer kirchenpolitischen Tätigkeit.

Gegenüber «reformiert.» erklärte Sabine Brändlin, keine weiteren Auskünfte zum Rücktritt geben zu wollen.