Liselotte Gerber trägt eine Erinnerung mit sich: Sie ist fünf Jahre alt und sitzt bei ihrer Mutter auf dem Spitalbett. Es ist das letzte Mal, dass das Mädchen seine Mutter sieht. Die Mutter stirbt und hinterlässt ihren Mann und vier Kinder. Liselotte ist die Zweitjüngste. «In diesem Moment begann mein schwieriges Leben», so hat es Liselotte Gerber vor vier Jahren formuliert, als sie sich endlich erlaubte, über ihre Kindheit und Jugend nachzudenken und vor allem: ihren vier erwachsenen Kindern davon zu erzählen.
Seither besucht sie auch Schulklassen und berichtet von der Zeit bis weit ins 20. Jahrhundert, als in der Schweiz Zehntausende von Kindern ihren Eltern weggenommen und umplatziert wurden – auch von den Kirchenbehörden.