Zwei Freunde werden mit Dialogpreis ausgezeichnet

Religion

Sie reden so lange miteinander, bis beide zufrieden nach Hause gehen. Rabbiner Noam Hertig und Imam Muris Begovic wurden mit dem Dialogpreis ausgezeichnet.

Muris Begovic ist Imam der bosnischen Moschee in Schlieren, Noam Hertig Rabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich. Beide gehören zum Kader des FC Religonen, in dem Pfarrer, Imame und Rabbis gemeinsam Fussball spielen. Und neu sind sie Träger des Dialogpreises der Schweizer Juden, den der Schweizerische Israelitische Gemeindebund und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz vergeben. Honoriert werden ihre Bemühungen, den Dialog zwischen Juden und Muslimen zu fördern. Der Preis ist mit 10 000 Franken für ein gemeinsames Projekt dotiert.

Der interreligiöse Dialog sei für ihn «längst Alltag geworden», sagt Begovic. Oft organisiert er mit Hertig Veranstaltungen für Jugendliche. «Ich lerne viel über die eigene Religion, wenn ich mich mit dem Judentum befasse.» Wenn er Hertig zum Kaffee trifft, um Projekt­ideen zu besprechen, dauert das Gespräch oft lange, weil Imam und Rabbiner auch theologische Fragen diskutieren. «Wir reden, bis beide zufrieden nach Hause gehen», sagt Begovic.

Über die Klischees lachen

Hertig sagt, dass Religionen nicht nur Konflikte befeuern, sondern die Basis für die Konfliktlösung bieten. «Wir bewegen uns nicht im Vakuum der intellektuellen Diskussion, sondern arbeiten mit Jugendlichen.» Als Minderheiten, die religiöse Rituale in ihren Alltag integrieren, hätten Muslime und Juden viel gemeinsam. Hilfreich sei zudem, «dass ich mit Muris unverkrampft und freundschaftlich auftreten kann». Ihre Freundschaft sei ein «Signal gegen innen und aussen». Begovic sagt: «Wir können über religiöse Stereotypen lachen.»

In welches Projekt sie das Preisgeld investieren, wissen die Freunde übrigens noch nicht. Für genug Diskussionsstoff für den nächsten Kaffee ist somit gesorgt.