Schwerpunkt 23. September 2020, von Hans Herrmann

Als die Römer den Apfel ins Paradies schmuggelten

Apfel

Der Paradiesapfel war vielleicht gar keiner – eher wahrscheinlich sind eigentlich Granatapfel, Feige und Aprikose. Erst durch die Römer kam der König der Früchte ins Spiel.

Was würden Sie antworten, wenn man Sie fragte, von welcher Frucht das biblische Urpaar Adam und Eva im Paradies verbotenerweise kostete? Natürlich – die fatale Frucht war der Apfel. Was denn sonst? Immerhin ist auf allen bildlichen Darstellungen, die von der Antike bis heute zu dieser Schlüsselszene entstanden sind, ein Apfelbaum beziehungsweise ein Apfel zu sehen.

Nur: Die Bibel, in der die Ge­schich­te vom Sündenfall überliefert ist (Gen. 3, 1-24), vermeidet es konsequent, die Frucht des Anstosses beim Namen zu nennen.

Von allen Bäumen durften die ersten Menschen essen, nur nicht vom «Baum der Erkenntnis», den Gott in die Mitte des Gartens Eden gepflanzt hatte. Die listige Schlange aber verführte die ersten Menschen dazu, das Verbot zu brechen. Zur Strafe mussten sie auf Gottes Geheiss das Paradies verlassen.

Feige, Aprikose, Apfel?

Seither wird viel gerätselt, an welche Frucht der Erzähler der Paradiesgeschichte konkret dachte. Der Mythenkenner Anthony Mercatante bringt in seinem Buch «Der magische Garten» den Granatapfel, die Feige und die Aprikose in Stellung. Diese Früchte sind im Osten, wo die Bibel entstand, mindestens so po­pulär wie der Apfel.

Dass der Apfel zur Frucht der Erkenntnis beziehungsweise der Sünde wurde, ist den Römern und ihren allgegenwärtigen Apfelbäumen zu verdanken. Und einem Wortspiel, das sich aus der lateinischen Bibelübersetzung ergibt: Malum bedeutet Apfel, zugleich auch «das Böse». Diese Verbindung setzte sich in den Köpfen fest.