Schwerpunkt 23. September 2020, von Katharina Kilchenmann

Symbol für Lebensfreude und für den Zerfall

Apfel

Grosse kulturgeschichtliche Bedeutung und hoher Wiedererkennungswert: Der Apfel spielt eine wichtige Rolle in den darstellenden Künsten – bis hin zum Symbol helvetischer Identität.

Das Firmenlogo von Apple ist der wohl berühmteste Apfel der Gegenwart. Zwar gilt die stilisiert dargestellte Frucht, die rechts angebissen ist, nicht als Kunst, ins kollektive ästhetische Bewusstsein prägen sich die allgegenwärtigen Logos grosser Konzerne dennoch ein. Mit dem Apfel gab sich der Technologiegigant ein Kennzeichen von grosser kulturgeschichtlicher Bedeutung und hohem Wiedererkennungswert.

Stillleben und Verteidigung

In der Malerei ist der Apfel seit Jahr­hunderten ein beliebtes Motiv. Besonders in Stillleben sind Künstler von seiner Form und Farbe angetan. Älteste Darstellungen finden sich auf antiken Mosaiken und Malereien. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden berühmte Gemälde etwa von van Eyck, Rubens oder Caravaggio. Einmal zeugen die Äpfel von blühender Lebensfreude, einmal von beginnendem Zerfall.

Auch die beiden Impressionisten Paul Cézanne und Vincent van Gogh im 19. Jahrhundert, später August Macke als Expressionist, stellten die Frucht ins Zentrum ­ihrer Stillleben. Und beim Surrealisten René Magritte fliegen dann die grünen Äpfel durch die Luft, oder sie füllen in ihrer monströsen Übergrösse ein ganzes Zimmer aus.

Andy Warhol und Roy Lichtenstein, die beiden Vertreter der Pop Art, brachten die Äpfel in werbeästhetischer und plakativer Bildsprache auf die Leinwand.

Auch der Schweizer Maler Cuno Amiet hatte Appetit: Sein Wandbild aus dem Jahr 1936 an der Fassade des Berner Kunstmuseum heisst «Apfel­ernte». Die Bäuerinnen mit gefüllten Erntekörben sind ein Zeitdokument der helvetischen Identität in Zeiten der geistigen Landesverteidigung.