Schwerpunkt 23. September 2020, von Marius Schären

Die heiklen Sorten sind besonders beliebt

Apfel

Hauptsache makellos, rund, gross und möglichst rot: Das ist der perfekte Apfel. Oder jedenfalls jener, der am meisten gekauft wird. Gut für die Umwelt ist das nicht unbedingt.

Er kann noch so rund, glänzend, knackig und rot (am besten), gelb oder grün sein: Hat der Apfel nur einen kleinen Mangel, schafft er es nicht in die «Klasse Extra». Das zeigen die 19 Seiten mit den «Normen und Vorschriften für Tafeläpfel», die der Verband des Schweizerischen Früch­te-, Gemüse- und Kartoffelhandels (Swisscofel) publiziert hat.

Als Richtgrössen gelten auch für Klasse I und II bei allen Sorten 60 Millimeter Durchmesser und ein Gewicht von 90 Gramm. Je nach Sor­te liegen in der Klasse I Abweichungen von 25 Prozent drin. Für die Klasse II gibt es für die Grösse keine Vorschriften mehr.

«Ein perfekter Apfel sieht schön aus, er sollte keine Makel aufweisen und für die meisten Konsumenten rot sein», sagt Beatrice Rüttimann vom Schweizer Obstverband. Rot signalisiere Süsse. Unangefoch­ten an der Spitze stehe deshalb in der Schweiz seit langer Zeit mit aktuell 27 Prozent Marktanteil der Gala-Apfel. Zur Süsse komme, dass die Sorte eher fad sei: «Das macht diesen Apfel bei den Kindern beliebt.»

Vier Sorten bilden Mehrheit

Mit Golden Delicious, Braeburn und Jonagold machen nur vier Sorten die Mehrheit der meistgekauften Äp­fel in der Schweiz aus (54 Prozent). Angebaut werden über 100 verschiedene Äpfel. Gerade die vier Spitzenreiter sind stark anfällig für Pilz, Schorf und Krebs. Nur mit intensivem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werden sie so perfekt, um wirtschaftlich in Massen produziert werden zu können. Resistente Sorten erreichen höchstens einen Anteil von 8 Prozent.

Beatrice Rüttimann spricht konsequent von «Pflanzenschutzmitteln», Pestizide auf synthetischer Basis erwähnt sie nicht – auch nicht bei der Frage nach den häufigsten Mitteln: «Es ist nicht möglich, allgemeine Aussagen über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu machen.» Strategien und Produktionsbedingungen seien zu unterschiedlich. Und auch umweltschonende Mittel wie Nützlinge, Nematoden, Mikroorganismen und Pflanzenextrakte kämen im Obstanbau immer mehr zum Einsatz.

Konkreter wird Stefan Bächli, Obstbauchef bei der integriert produzierenden Jucker Farm. Die vier Spitzensorten bräuchten jährlich rund 15 Anwendungen gegen Pilzkrankheiten. Resistente Sorten wie etwa Topaz kämen dagegen mit halb so viel aus.