Schwerpunkt 23. Juni 2021

«Ein Blick, und es hat klick gemacht»

Auf den Hund gekommen

Den in Bern be­kannten ÖV-Barden Güggu verbindet mit seiner Hündin Aska eine innige Beziehung. Vom ersten Augenblick an.

«Chumm, Meite, dablibe!» In dem kurzen Satz und der Weise, wie er gesagt wird, steckt bereits viel davon, was Jared Keusen alias Güggu mit seiner Aska verbindet: Klar und laut ist die Ermahnung auf der gut bevölkerten Grossen Schanze mitten in Bern an einem milden Nachmittag zu hören. Zugleich liebevoll und fürsorglich. «Sie braucht viel Aufmerksamkeit, ist neugierig, hat auch einen schier endlosen Tatendrang», beschreibt Güggu typische Eigenschaften seines bald dreijährigen Border-Collie-Mischlings.

Gitarre und Rastafrisur gehören zum 48-jährigen Berner wie sein Hund. «Wir haben uns in die Augen geschaut, und es hat klick gemacht», sagt Güggu. Es sei wie eine Wiedergeburt gewesen. Wie bei Lothar, der ihn vorher fast 13 Jahre begleitet hatte. Von beiden sagt Güggu, sie hätten ihn gefunden. Nach Lothars Tod plante er eigentlich eine Reise, um sich neu zu orientieren. Dann sah er Aska, die aus einem Wurf noch zu haben war. Die Reise war gestrichen. ­

Als Bub in die Hundehütte

«Schon am ersten Tag begleitete sie mich bei der Arbeit im Tram», berichtet Güggu. Das ist für ihn essenziell, denn der Musiker lebt von Auftritten im öffentlichen Raum, in Tram, Bus und Zug und auf Restaurantterrassen. Seit über 20 Jahren ist der Bauernsohn aus Riggisberg so unterwegs in Bern, singt berndeutsche Lieder von Mani Matter und anderen. Auch eigene Stücke gehören zum Repertoire.

Nach einer Maschinenzeichnerlehre brach er aus beruflichen Gründen kurz vor dem Abschluss das Kindergartenseminar ab und lebt seither vom Musizieren auf den Strassen. Dabei hat er viele europäische Länder bereist. Doch nie länger als zwei Monate: «Einmal verweilte ich sieben Wochen in Zürich – da bekam ich schon wieder Heimweh.»

Weiss sie nicht, wo ich bin, verzweifelt sie fast.
«Güggu» Jared Keusen, Border-Collie-Mischlings-Halter

Schon seit Jahren lebt Güggu in Wagensiedlungen. Und schon als Bub sei er gern in der Hundehütte gelegen. Er habe immer einen Draht zu den Tieren gehabt. Ein Hundekurs folgte, und auf einer Reise zu einem Hippie-Camp sei ihm dann in Budapest ein Strassenhund über den Weg gelaufen, «hochintelligent, stinkfrech, eine treue Seele. Er kam einfach mit mir.» Und nun will sich Güggu gar nicht vorstellen, wie es wäre, ohne Hund zu sein.

Die ideale Ergänzung

Für Güggu haben Hunde die Charaktereigenschaften, die den Menschen eher fehlen: «Sie sind ergeben treu, sehr familiär, nicht fordernd, dankbar und verglichen mit uns unendlich geduldig.» Auch ein ausgeprägtes Menschengespür hät­ten sie. Bei Aska sei der Mutterinstinkt besonders präsent. «Sie gibt mir sofort zu verstehen, wenn mir jemand nicht wohlgesinnt ist. Und weiss sie nicht, wo ich bin, verzweifelt sie fast.»

Er habe sie noch nie ohne Grund hergepfiffen, deshalb komme sie immer, wenn er rufe. «Aska! Komm!», sagt er in diesem Augenblick laut, weil sie eine Familie beschnuppert. Sie schaut auf, dann folgt sie dem Ruf.