«Zur See» ist ein Buch übers Meer und die Anziehungskraft, die es auf viele Menschen ausübt. Es ist aber vor allem ein Buch über eine Familie, die seit Generationen vom Meer und am Meer lebt und gegen das Meer kämpft. Der ehemalige Kapitän Sander ist vor seiner Familie in ein Vogelreservat geflüchtet, seine Frau leitet das Dorfmuseum auf der Nordseeinsel, die drei erwachsenen Kinder kämpfen sich auf unterschiedliche Weise und mit mehr oder weniger Erfolg durchs Leben.
Dörte Hansen: Zur See
In ihrem dritten Roman erzählt Dörte Hansen die Geschichte der Kapitänsfamilie Sander, einer Nordseeinsel, die sich verändert und der See, die immer das letzte Wort hat.
Aller guten Dinge sind drei: das dritte – und beste – Buch von Dörte Hansen. (Foto: Mirjam Messerli)

Die Norddeutsche Autorin Dörte Hansen beobachtet das Inselleben aufmerksam und mit feiner Ironie. Berichtet von Städtern, die sich ein Reetdachhaus kaufen und die Insel zu ihrem Kraftort machen und von Einheimischen, die von der Insel fliehen, weil sie dort trotz viel Wind keine Luft mehr bekommen. Eine von ihnen ist Eske Sander, die im Altersheim Inselbewohner pflegt und vom Festland ihre Partnerin und immer neue Tatoos mit zurückbringt.
Der «reformiert.»-Adventskalender: 24 beste Bücher – eine persönliche Auswahl
Es ist zwar nur ein Haufen Papier, etwas Karton und Farbe – aber ein Buch kann es wahrlich in sich haben. Die Welten, die sich darin eröffnen, bewegen uns und unser Leben.
«reformiert.» präsentiert als Adventskalender 2022 jeden Tag bis zu Weihnachten ein persönliches Lieblingsbuch. Mitglieder der Redaktion und der Geschäftsstelle schreiben, warum sie gerade dieses ausgewählt haben, und verraten etwas zum Inhalt.
Mein Lieblingsbuch 2022
Ich habe schon die ersten beiden Bücher von Dörte Hansen verschlungen und dachte, das dritte könne die Vorgänger unmöglich toppen. Mir hat «Zur See» aber bisher von all ihren Werken am besten gefallen. Obschon es im Buch kaum Dialoge gibt, kommen einem die Menschen erstaunlich nahe. Eigentlich eine Nebenfigur ist der Inselpastor, der ziemlich selbstverliebt seine Predigten hält und durch eine böse Überraschung völlig aus seinem morgendlichen Jogging-Tritt gerät.
Die schnörkellose, aber bis ins Detail stimmige Sprache der Autorin ist ein Lesegenuss. Obschon das Buch an einem Ort spielt, der für viele ein Sehnsuchtsort ist, sind Hansens Beschreibungen der Szenerie nie kitschig.
Am Ende behält das Meer in «Zur See» das letzte Wort. Und trotz des überraschend traurigen Endes hat mich das Buch mit einem warmen und hoffnungsvollen Gefühl zurückgelassen.
Literaturangaben
Dörte Hansen: Zur See. 256 Seiten, Penguin