Die Bibel ist nicht einfach ein Buch. Sie ist eine Bibliothek, die in 1200 Jahren entstand. Ihre Texte atmen den Geist ihrer Zeit, verarbeiten politische Umbrüche und verwenden Motive aus überlieferten Mythen, reagieren auf Bedrohungslagen.
Alles Allgemeinwissen? «Nein», sagt der Theologieprofessor Konrad Schmid, der an der Universität Zürich zum Alten Testament forscht. In der kirchlichen Praxis spielten bibelwissenschaftliche Erkenntnisse kaum eine Rolle. «Das führt zu einem naiven Glauben, der nicht unterscheidet zwischen historischen Fakten und religiösen Interpretationen», sagt Schmid und spricht von einer «Aufklärungsverzögerung».