Aber der
Iran gilt ja auch als einer der grössten Terrorfinanzierer weltweit, auch
deshalb hat man ihn auf die Sanktionslisten gesetzt. Falsch?
Ich möchte
einfach davor warnen, den Nutzen von Sanktionen zu überschätzen. Ich habe
sowohl im Iran als auch im Irak in sanktionierten Ländern gelebt und gesehen;
das Volk wird durch Sanktionen noch ärmer und noch abhängiger vom System. Im
schlimmsten Fall ist man am Ende abhängig von Lebensmittelrationen des Regimes.
Und dann macht niemand mehr Opposition.
Also soll
alles beim Alten bleiben? Die Schweiz beteiligt sich nicht an den Sanktionen
und hofiert den Mullahs, um das Schutzmandat nicht zu gefährden? Und auch die
Deutschen bewirken mit ihrer Haltung im Grunde nichts?
Ich will da
nicht einer bestimmten politischen Haltung das Wort reden, aber wir haben hier
einfach ein klassisches Dilemma vor uns; der Westen kann sich im Grunde nur
falsch verhalten. Wenn er nichts tut, setzt er sich dem Vorwurf aus, dass er
seine Werte verrät. Und wenn er resolut interveniert, liefert er dem Regime die
Beweise dafür freihaus, dass es sich hier um eine vom Westen gesteuerte
Einmischung und Manipulation handelt, die das Land destabilisieren soll.
Apropos: Wie
stabil ist dieses Regime noch?
Es wird ja
jetzt gern kommentiert, es habe seinen letzten Kredit verspielt. Da muss man
einfach sehen; wir haben es hier mit einer Diktatur zu tun, die nicht auf die
Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung angewiesen ist. Der Islamischen Republik
Iran wird nachgesagt, sie sei tot, seit sie existiert. Das ist jetzt seit 44
Jahren der Fall. Vieles in der aktuellen Diskussion ist eher
ideologisches Wunschdenken als realistische Lageeinschätzung. Und die Aufgabe
der politischen Analyse ist es eben, Analysen zu liefern, die sich nicht an
ideologischem Wunschdenken orientieren.
Was wäre
denn aus Ihrer Sicht wünschenswert?
Ein tragfähiges
politisches Programm für die Zukunft des Irans. Es ist zurzeit nicht in Sicht.
Und möglichst laut «Frau,
Leben, Freiheit» zu rufen ist noch kein politisches Programm.