Widerstände von aussen und von innen

Immobilien

Kirchgemeinden möchten Gebäude loswerden. Doch wird es konkret, wird es auch schwierig. In Bümpliz will niemand kaufen, in Bern und Thun wehren sich Anwohner.

Im Jahr 1900 standen im Stadtgebiet Bern etwa halb so viele Kirchen wie heute – bei der gleichen Anzahl Mitglieder. So steht es in der Botschaft zur Liegenschaftsstrategie der Gesamtkirchgemeinde Bern. Und: «Die Finanzaussichten sind nach wie vor düster.» Die klaren Worte zeigen ein Problem: Die Kirchgemeinden leiden unter sinkenden Einnahmen. Aber die Aufwände für Gebäude bleiben hoch.

Das Problem wird angegangen. Doch in mehreren Kirchgemeinden treten Schwierigkeiten zum Vorschein. Entweder harzt die Suche nach Käufern oder Mietern für Kirchenliegenschaften. Oder es formiert sich lokal Widerstand gegen Pläne der Gesamtkirchgemeinden.

Kirchgemeinde mit AG. Das passiert beispielsweise in der Kirchgemeinde Matthäus. Im Rossfeld im Norden Berns sollen Kirche und Kirchgemeindehaus an neue Besitzer übergehen. Das Haus wird voraussichtlich von der Stadt übernommen. Für die Kirche interessiert sich nun aber auch ein privates Unternehmen. Das kommt nicht gut an: Der Quartierverein Leist Engehalbinsel und Kirchgemeinde haben Ende November eine Petition lanciert, die fordert, dass die Kirche auch künftig öffentlich zugänglich bleiben muss.

In Bümpliz zog sich eine Immobiliengesellschaft mit ursprünglicher Kaufabsicht des Gemeinschaftszentrums Chleehuus wieder zurück, weil sie keine Mieter findet. Und in der Kirchgemeinde Nydegg, wo ein Kirchgemeindehaus an den Rand des Gebiets zur Kirche zügeln wird, will die Stadt das frei werdende Haus nicht wie geplant mieten.

«Unser Vorgehen geht grundsätzlich so: Wir fragen immer zuerst die Stadt an, ob sie Verwendung hat. Dann Organisationen, die sich sozial engagieren oder weiterhin öffentliche Nutzungen ermöglichen», sagt Bruno Banholzer, stellvertretender Kirchmeier der Gesamtkirchgemeinde Bern. Um die Kirchgemeinden vom Immobiliengeschäft zu entlasten, wird nun dem Grossen Kirchenrat beantragt, eine Liegenschafts-AG zu gründen.

Kirchgemeinde mit Beschwerde. Eher konfrontativ ist die Situation derzeit in Thun. Am 22. November fand die Gründungsversammlung des Vereins «pro Kirchen Strättligen» statt. Ein gleichnamiges Komitee hatte bereits im Oktober Beschwerde beim Regierungsstatthalteramt ein­gereicht gegen den Entscheid des Kirchenparlamentes, das Zentrum Johannes zu «entwidmen». Der Verein will nun gemäss Statuten «die Entwicklung der Kirchgemeinde Strättligen und der Gesamtkirchgemeinde Thun fördern». Und er will am 1. Dezember 2016 eine Initiative lancieren, die den Entwidmungsentscheid aufhebt.

Für einen der Hauptinitianten des Vereins, Oliver Jaggi, hat der Grosse Kirchenrat mit diesem Entscheid den Volkswillen ignoriert und missachtet das Organisationsreglement: «Die Kirchgemeinde und die Gesamtkirchgemeinde können nur in Zusammenarbeit eine Lösung suchen.» Und die Kirchgemeinde habe sich nicht für eine Entwidmung ausgesprochen. Dies mache auch finanziell und vom Raumangebot her keinen Sinn.

Die Gesamtkirchgemeinde will sich nicht zur Beschwerde äussern. Verwalter Rolf Christen teilt auf Anfrage einzig mit: «Zum laufenden Beschwerdeverfahren geben wir keine Auskunft.»