Mit der Martins- und neuerdings der
Pauluskirche sind zwei reformierte Kirchen dauerhaft vermietet für
Konzerte und Kulturevents. Trägerschaften übernehmen den Unterhalt.
Rendite bringt das kaum, doch es entlastet das Kirchenbudget. «Mehr
Konzertkirchen braucht es in Basel aber nicht», sagt Maurer.
Gerne nimmt er als Mieter auch christliche Gemeinden, etwa Freikirchen.
Diese brauchen aber meist viele Parkplätze für auswärtige Mitglieder
und Schallschutz wegen der Musik. Für die St.-Alban-Kirche glückte
schon vor Jahren die Mietersuche. Sie wird von der serbisch-orthodoxen
Kirche genutzt. Im Hirzbrunnenquartier am Rand der Stadt haben sich die Reformierten zu einem radikalen Schnitt entschieden: dem Abriss der
Markuskirche.
Kirche weg, 25 Wohnungen hin
Der Glockenturm ragt noch über dem ruhigen Quartier
empor. Doch dort, wo einst die Glocken hingen, klafft Leere. Vor dem
Eingang stehen ein Müllcontainer und leere Blumenkübel. Nächstes Jahr
sollen die Bagger auffahren, dann baut die Kirche 25 Wohnungen. Die
Markuskirche stand nicht unter Denkmalschutz, die nahe gelegene
katholische Kirche St. Michael schon. «Wir nutzen die katholischen
Kirche künftig mit», sagt Maurer.
Im Pfarrgarten liegt
Kinderspielzeug, Pfarrhaus und Kirche werden zwischenvermietet.
Widerstand gegen den Abriss gab es kaum, 2009 wurde der letzte
regelmässige reformierte Gottesdienst gefeiert.
Schmerzhaft sei
so ein Entscheid, wenn es engagierte Gemeindemitglieder gebe, sagt
Maurer. Für die Markusgemeinde sei jedoch die Pensionierung des
Pfarrers der schmerzlichste Moment gewesen. Die Stelle wurde
eingespart. «Der Moment, in dem der Pfarrer aufhört, kann zum
Schicksalsmoment einer Kirche werden», sagt Maurer. «Dass es uns damals nicht gelungen ist, das Gemeindeleben wiederzubeleben, ja, das ist
bedauerlich.» Die geplanten Wohnungen sollen vor allem ältere Menschen
ansprechen.
Aber: Mit dem Projekt verliert das Quartier öffentlichen
Raum. Nun führt Maurer Gespräche mit der Stadtbildkommission. Es geht
um die Frage, ob und wie sich öffentlicher Raum in der neuen Überbauung
erhalten lässt. «Vielleicht ein Raum der Stille? Wir werden sehen», sagt Maurer. Auch eine Kirchenglocke wird zur Erinnerung wieder aufgestellt.
Sechser im Lotto
Im Gotthelf-Quartier ist Maurer jedoch gelungen, was andernorts als
Quadratur des Kreises erscheint: der Verkauf einer Kirche an eine
Eigentümerin, die öffentlichen Raum erhalten will. Diesen Coup
bezeichneten die Medien im Sommer 2020 als «Sechser im Lotto» für die
Reformierten. Für über 4 Millionen Franken ging das Gemeindehaus
Oekolampad an die Wibrandis-Stiftung, hinter der die Roche-Erbin Sabine
Duschmalé steht.
Stiftungsvizepräsident und Geschäftsführer Tobit
Schäfer führt durch das imposante Backsteingebäude am Allschwilerplatz, der Komplex stammt aus den 30er-Jahren. «Er wurde damals schon eher
als Gemeindehaus denn als Kirche geplant», sagt Schäfer.