Würden Sie in eine Bar gehen, die vormals eine Kirche war?
Johannes Stückelberger: Ja, vorausgesetzt, die Betreiber gehen beim Namen, der Ausstattung und dem Betrieb der Bar rücksichtsvoll mit der einstigen Bedeutung und Funktion des Ortes um. Hiesse sie «Satans Bar» – dieser Name ist mir tatsächlich schon begegnet –, würde ich sie auch aufsuchen, aber nur aus wissenschaftlichem Interesse, ohne zu konsumieren.
Warum?
Der Name ist reine Provokation. Eine Kirche bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung immer eine Kirche, auch wenn darin keine Gottesdienste mehr stattfinden. Deshalb ist es wichtig, dass die Werte, die man mit Kirche in Verbindung bringt, auch in der neuen Nutzung respektiert werden. Der Teufel ist zwar durchaus eine biblische Figur, doch hat sie in der Bibel einen Gegenpart, der fehlt, wenn man die Bar nur nach Satan benennt. Sinnvoller scheint mir, statt zu provozieren, das dem Ort eigene Potenzial zu nutzen und auf eine neue, originelle Art fruchtbar zu machen.