Draussen ist es an diesem Wintermorgen ungemütlich kalt. In der Küche aber ist es heimelig. Ein Korb mit Tannenzapfen aus Schokolade steht auf dem Holztisch. Durch die Fenster sind am Horizont die Berge des vorderen Prättigaus zu sehen. Die sechsköpfige ukrainische Familie hat sich um den Tisch versammelt, dazu Irina Brunschwiler, die ins Deutsche übersetzt, und Daniela Gschwend von der Organisation «Kirchen helfen – Prättigau».
«Ich fühle mich hier geschützt», sagt Olena Pistunorytsch und nimmt einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Ein sicheres Gefühl geben der 42-jährigen Ukrainerin insbesondere die Berge, die sie seit fast einem Jahr umgeben. Sie wohnt mit ihrer Familie derzeit im bündnerischen Grüsch.
Keine freien Plätze in Deutschkursen
Neben ihr am Küchentisch sitzt ihre Tochter Anna Prochorowa. Sie hat alle Hände voll zu tun mit ihrem acht Monate alten Sohn Tamirlan. Prochorowas Gatte Witali ist ebenfalls zu Hause, obwohl er lieber auf dem Bau arbeiten würde. Aber das ist im Moment noch nicht möglich. «Es hat keine freien Plätze in den Deutschkursen», erklärt er. Und ohne gewisse Grundkenntnisse in Deutsch lasse man ihn nicht arbeiten. Es sei zu gefährlich.
Zur Familie gehören weiter der siebenjährige Mekkti – er ist Annas Sohn aus einer früheren Beziehung – sowie Swjatoslaw Pistunorytsch, der Sohn von Olena.