Viele Menschen schicken Geld in die Heimat: Private Überweisungen machten 2021 laut einer UNO-Studie rund 18 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Doch die Geldflüsse sind
nicht nachhaltig. «Mit dem Geld werden vor allem Konsumgüter gekauft,
die meist im Ausland hergestellt werden. Die Wirtschaft des Landes
selbst profitiert davon kaum», erklärt Ege. Deshalb soll die Diaspora
animiert werden, direkt in Firmen zu investieren.
Geldgeber ohne Bezug zum Land sind schwierig zu finden. Politische Instabilität
und komplizierte bürokratische Prozesse seien Gründe dafür, sagt
Shujaku. «Vielen fehlt das Vertrauen in den Staat, selbst Kosovaren im
Ausland.» So sei es kein Zufall, dass viele der unterstützten
Firmenpartnerschaften auf privaten Beziehungen basierten, die Firmen
etwa Familienangehörigen gehörten, wie bei Afrim Balija.
Aufbau einer Lebensgrundlage
Erzählt der Schreiner aus Courtepin seinen Werdegang, wird deutlich, dass er
sich schon lange engagiert. Er erzählt, wie er selbst schon in den
80er-Jahren in die Schweiz gekommen ist. Damals habe er als Angestellter bei einem Schreiner im Nachbardorf gearbeitet.
Während des Krieges flohen seine Eltern und der jüngste Bruder hierher,
entschieden sich aber nach wenigen Monaten freiwillig für die Rückkehr.
«Da war klar, wenn mein Bruder zurückgeht und sich um die Eltern
kümmert, braucht er eine Lebensgrundlage.» Balija half dem Bruder beim
Aufbau des Betriebs im Kosovo, kaufte für ihn gebrauchte Maschinen,
lange bevor er 2018 seine eigene Firma gründete. ANB Baliu beschäftigt
inzwischen elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zwei Flaggen
In Courtepin arbeitet Balija mit seinem Sohn zusammen, der Bauzeichner
gelernt hat. Der Schreiner, seine Frau und die vier Kinder sind schon
lange eingebürgert.
Jüngst hat er das
Gebäude in der Industriezone von Courtepin, das er zunächst gemietet
hatte, erworben. Nun baut er seinen Showroom aus. Er führt durch
makellose Küchenlandschaften, ein neues Büro für die
Kundenbesprechungen.
Hinter einer Tür
offenbart sich die Werkstatt, die auch Garage für den Gabelstapler ist.
An der Wand reihen sich Gerätschaften, Schraubstöcke, Sägen. Am Tor
hängen zwei Flaggen: jene des Kosovo und das Schweizerkreuz.