Recherche 17. Oktober 2016, von Stefan Schneiter

Das Kloster soll eine Mauer bekommen

Architektur

Pläne zur Erneuerung der Klosteranlage in Kappel sehen auch den Wiederaufbau einer historischen Mauer vor. Nun formiert sich Widerstand.

Idyllisch liegt das Kloster Kappel, eingebettet zwischen Wiesen und Äcker im Knonaueramt. Früher lebten Zisterzienser in ihm, im 16. Jahrhundert hielt die Reformation Einzug. Heute dient es als Seminarhotel und Bildungshaus. Einige Gebäude bedürfen einer Sanierung. Der Verein Kloster Kappel, dem dreizehn Kirchgemeinden im Knonaueramt und die Evangelisch-reformierte Landeskirche angehören, führte 2013 deshalb einen internationalen Architekturwettbewerb durch. Als Sieger ging das Projekt «Intra Muros – Extra Muros» hervor.

Die Pläne sehen vor, die Anlage klar in zwei Teile zu gliedern. Öffentliche Funktionen sollen innerhalb des Klosterbezirks, die Landwirtschaft ausserhalb zu liegen kommen, getrennt durch eine mannshohe Umfassungsmauer im nördlichen Teil. Diese soll als Rekonstruktion einer Mauer aus dem 18. Jahrhundert wiederauferstehen. Der Verein möchte so die Gesamtwirkung der Anlage stärken.

Einen Dämpfer hat das gesamte Revitalisierungsprojekt durch einen Vorentscheid der Baudirektion erlitten. Diese hat Anfang September einen geplanten neuen Boxenlaufstall westlich des Klosters nicht bewilligt, weil dadurch die Silhouettenwirkung der Klosteranlage verschlechtert würde.

 

FalschesZeichen.Nicht nur wegen des Neins der Behörden stockt das Projekt. Auch gegen den Mauerbau regt sich Widerstand. «Niemand will diese trennende und abweisende Mauer», sagt Hans Rudolf Haegi vom Verein «Ja zum Kloster Kappel». Die Gegner kritisieren, die Mauer setze ein völlig falsches Zeichen. Sie passe nicht zu einer reformierten Kirche, die sich als offene Kirche verstehe und integrierend wirke. Der Verein Kloster Kappel hält am Projekt fest. Nach dem Entscheid der Baudirektion müsse nun geschaut werden, wie es in der Frage der Landwirtschaft weitergehe, sagt Vereinspräsident And­reas Müller. Zur Mauer hält er fest: «Wir wollen keine geschlossene Klosteranlage errichten. Uns geht es darum, sie wieder als besonderen Ort, als Rückzugsraum zu charakterisieren.»

Eine ergänzte Umfassungsmauer, die im Nord- und Nordost­teil auf rund 120 Meter Länge zu stehen käme, hat für Müller mehrere Vorteile: Die Landwirtschaft könnte konsequent ausserhalb angeordnet werden, ebenso die Parkplätze. Der Verkehrs­lärm von der Strasse her würde besser abgehalten und dem klösterlichen Gedanken von Ruhe und Besinnung wieder stärker entsprochen.

 

OffentrotzMauer. Stefan Grotefeld, Leiter der Abteilung Lebenswelten und Delegierter der Landeskirche im Verein, befürwortet die Klostermauer. Den Gegnern hält er entgegen, damit werde kein Zeichen der Abschottung oder des Rückzugs gegen aussen gesetzt. «Das Kloster steht für Spiritualität, für Bildungsangebote, und für Gastfreundschaft. Das soll auch in Zukunft so sein.»

Die Umsetzung des Projekts – Erneuerung des Landwirtschaftsbetriebs, Sanierung und Bau von Gebäuden, Umgestaltungsarbeiten – wird laut Müller zwischen zehn und zwanzig Millionen Franken kosten. Das Geld will der Verein über den Lotteriefonds, durch Beiträge von Stiftungen und Eigenmittel zusammenbringen. Werden die Lotteriefondsgelder vom Kantonsrat nicht gutgeheissen, stehen die Chancen für das Projekt schlecht.