Recherche 13. Juni 2017, von Felix Reich

Eine Terrasse und Gärten für das Kloster

Synode

Die Zürcher Landeskirche steckt drei Millionen ins Kloster Kappel. Sie hofft, dass der Kanton bald nachzieht und total zwanzig Millionen verbaut werden können.

«Intra muros – extra muros». So heisst das Projekt, das aus einem internationalen Architekturwettbewerb hervorgegangen ist und die Klosteranlage in Kappel revitalisieren soll. Das niederländische Büro Atelier Kempe Thill architects and planners will gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten BBZ aus Bern die verschiedenen Nutzungen besser entflechten. Die historische Klostermauer soll wieder aufgebaut werden und den Landwirtschaftsbetrieb vom Seminarbetrieb und der Hotellerie trennen.

Ein ungeheuerlicher Vergleich. Gegen die neue Mauer regt sich in Kappel bereits Widerstand. Auch in der Synode vom 13. Juni bot die Mauer Anlass für gewagte historische Vergleiche. Ursula Sigg (Dinhard) von der religiös-sozialen Fraktion sagte, vor bald dreissig Jahren seien in Europa die Mauern gefallen. Heute hätten sie hingegen wieder Konjunktur. «Doch Mauern trennen.» Die Kirche müsse stattdessen Brücken bauen. Sigg bekam Unterstützung von vis-à-vis. Theddy Probst (Wildberg) von der Evangelisch-Kirchlichen Fraktion erinnerte an die Reformation, als Klostermauern nieder gerissen und die Klöster geöffnet wurden. Die drei Millionen Franken, die der Kirchenrat in die Revitalisierung des Klosters Kappel stecken will, seien im Gemeindeaufbau besser angelegt als in der Infrastruktur.

Siggs Anspielung auf die Berliner Mauer provozierte Kirchenrat Daniel Reuter. Er hob sich seine scharfe Replik für das Traktandum der Mitteilungen auf. Er gehöre zu jenen Menschen, die biografische Bezüge zum «scheusslichen System der DDR» haben. Den Vergleich zwischen der historischen Klostermauer von Kappel mit der Deutschland trennenden Mauer, an der geschossen wurde, wies Reuter als völlig deplatziert zurück. «Ich erwarte eigentlich, dass Sie sich dafür schämen.»

Lotterie und Denkmalschutz. Zur Mauer hat die Synode zwar eigentlich gar nichts zu sagen. Sie konnte nur über die drei Millionen Franken teure Sanierung des Flachdachs und den Bau einer Terrasse für das Restaurant sowie die Sanierung der bestehenden Klostermauer im Süden entscheiden. Ein Gemüsegarten sowie ein Kräutergarten sollen bei dieser Gelegenheit ebenfalls entstehen.

Das Gesamtprojekt kostet insgesamt zwanzig Millionen Franken, zwölf Millionen Franken soll der Lotteriefonds des Kantons beisteuern. Die zuständige Kirchenrätin Katharina Kull mahnte, dass ein Nein der Synode ein negatives Signal an den Kantonsrat wäre, der die Lotteriefondsgelder bewilligen muss.

Der Kirchenrat stellte seinen Kredit in den Kontext von «Intra muros – extra muros». Der Denkmalschutz hätte zum Beispiel der Terrasse für das Restaurant kaum zugestimmt, wenn sie nicht ins grosse Revitalisierungsprojekt eingebettet gewesen wäre. Margrit Hugentobler (Pfäffikon) sprach entsprechend von einem komplexen Projekt. Mehr noch: Es sei «denkmalgeschützt und lotteriefähig».

Ein Gemurkse. Gerade weil das Bauprojekt der Kirche nur ein Puzzleteil der Grossinvestition in die Klosteranlage ist, erntete es im Kirchenparlament Kritik. Matthias Reuter (Egg) sprach von einem «typisch schweizerischen Kompromiss, der niemanden richtig glücklich macht». So hätte die Gastronomie zum Beispiel lieber mehr Platz auf der Terrasse.

Eine Minderheit der vorberatenden Kommission wollte das Ja der Synode an die Bedingung knüpfen, dass «Intra muros – extra muros» auch wirklich realisiert wird. Wenn die Kirche ohne die Sicherheit investiere, dass das Siegerprojekt wirklich umgesetzt werde, sei dies ein «unverantwortlicher Umgang mit Steuergeldern», kritisierte Monica Müller (Dietlikon).

Ein klares Ja. Am Ende folgte die Synode jedoch dem Kirchenrat. Kull sprach von einer «einmaligen Chance», die Attraktivität des Klosters Kappels zu steigern. Der Änderungsantrag der Kommissionsminderheit blieb mit 27 Ja zu 73 Nein chancenlos. Der Kirchenrat setzte sich mit seinem Antrag, der sowohl von der vorberatenden Kommission als auch von der Finanzkommission unterstützt wurde, mit 82 zu 10 am Ende deutlich durch. 13 Synodale enthielten sich der Stimme und drückten damit ihr Unbehagen aus, das in der Diskussion deutlich wurde. Dennoch stand der kontroversen Diskussion am Ende ein deutliches Ja gegenüber.