Recherche 17. Mai 2023, von Cornelia Krause

Spatenstich zur Erneuerung der Klosteranlage Kappel

Bauprojekt

Zusätzliche Wohnungen sollen die Klosteranlage in Kappel wirtschaftlicher machen, eine wiederaufgebaute Mauer schafft neue Aufenthaltsmöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher.

Zwölf Jahre sind seit ersten Überlegungen zur Erneuerung der Klosteranlage Kappel vergangen. Zwei Einsprachen und viele hitzige Diskussionen später erfolgt im Mai der Baubeginn – kurz bevor die Baubewilligungen wieder auslaufen. Mit dem Projekt werde die Pflege und Wirtschaftlichkeit der Klosteranlage langfristig gesichert, sagte Regierungspräsident Ernst Stocker beim Spatenstich Ende April. Dies sei gerade ihm als Finanzdirektor ein grosses Anliegen. Baudirektor Martin Neukom seinerseits strich die anspruchsvolle Interessenlage hervor. Unter anderem zu berücksichtigen seien der Schutz des Ortsbilds und der Denkmalschutz.

Komplex sind auch die Besitzverhältnisse: Die Klosterkirche gehört dem Kanton, ein Grossteil des Areals ist Eigentum des Vereins Kloster Kappel (VKK). Dessen Mitglieder sind die 13 reformierten Kirchgemeinden im Bezirk und die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Letztere ist Mieterin des Seminarhotels und Bildungshauses Kloster Kappel. In den kommenden fünf Jahren werden in drei Etappen Parkplätze und ein Gebäude mit Mietwohnungen neu gebaut sowie Sanierungen an bestehenden Gebäuden vorgenommen.

Zudem wird die aus dem 18. Jahrhundert stammende Klostermauer ergänzt. Sie ist ein Kernelement des Projekts «Intra Muros – Extra Muros» des Rotterdamer Architekturbüros Kempe Thill und bbz Landschaftsarchitekten aus Bern. Die Mauer, die klare Zugänge zum Gelände und neue Erholungsorte für Besucher schaffen soll, hatte bei einigen Anwohnern Widerstand hervorgerufen. Kritiker sahen in ihr ein abgrenzendes Element.

Kirchenratspräsident Michel Müller betonte, die Domäne solle «kein abgeschlossener Ort sein», sondern ein Labor, in dem für die Zukunft gedacht werde und von dem die ganze Gesellschaft profitieren könne. Stocker wertete die Diskussionen als ein Zeichen dafür, dass die Klosteranlage nicht nur ein wichtiges Kulturerbe, sondern auch heute noch gut in der Bevölkerung verankert sei. Für die Erneuerung sind 23,5 Millionen Franken eingeplant, elf Millionen werden auf Beschluss des Kantonsrats vom Gemeinnützigen Fonds übernommen, etwa drei Millionen fremdfinanziert

Letztes kirchliches Seminarhaus

Die Zürcher Landeskirche stellte rund drei Millionen bereit. Damit wurden noch vor Beginn des Hauptprojekts unter anderem ein Klostergarten und eine Terrasse angelegt. Auch der Bauernhof auf dem Gelände wurde modernisiert, die Kosten übernahm zum Grossteil der Pächter. «Mit den geplanten Massnahmen wird das Kloster für unsere Gäste noch erlebbarer», sagte Michel Müller gegenüber «reformiert.».

Kappel sei als letztes kirchliches Seminarhaus in der Deutschschweiz eine Erfolgsgeschichte mit grossem Rückhalt in der Synode. Diese habe immer wieder Investitionen zugestimmt. Die Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen wie Landeskirche, Kanton und Private hält Müller für ein Modell, das auch bei weiteren Projekten zum Tragen kommen dürfte.

Für VKK-Präsident Gerhard Gysel ist es «eine Freude und Genugtuung», dass die Auseinandersetzungen um die Mauer beendet sind und es vorangeht. «Dazu mischt sich Respekt vor der Aufgabe.» Die stark gestiegenen Baukosten dürften sich auswirken. Das sei problematisch, weil die gesprochenen Gelder fix seien. Gerhard Gysel hält es deshalb für möglich, dass nebst Projektoptimierungen auch bestimmte Sanierungsarbeiten jetzt noch zurückgestellt werden.