Wenn Sie die Interviewserie von «reformiert.» lesen: Erklingt darin die Vielstimmigkeit der reformierten Kirche, oder ertönt vielmehr eine reformierte Kakofonie?
Michel Müller: Ich habe alle Beiträge mit Interesse gelesen. Und bei allen Pfarrerinnen und Pfarrern, die zu Wort kamen, fand ich mindestens eine These, die mir einleuchtete.
Trotzdem kann es der Kirchenrat nicht allen recht machen. Zu widersprüchlich sind die Meinungen.
Stimmt. Die reformierte Vielstimmigkeit im guten Sinn erhalten wir dann, wenn Pfarrerinnen und Pfarrer aus ihrer seelsorgerlichen Arbeit und theologischen Überzeugung heraus zum Schluss kommen, dass die Kirche sozialer, liberaler oder neutral sein soll. Es braucht diese unterschiedlichen Töne, Musik klingt ja auch langweilig, wenn stets nur eine einzige Stimme erklingt. Verlangt aber jede und jeder, dass der Kirchenrat gefälligst genau so handeln soll, wie sie oder er es für richtig hält, wird es schrill. Dann haben wir tatsächlich eine Kakofonie.