«Natürlich gibt es keinen Fussballgott»

Fussball

David Kadel spürt seit 20 Jahren der Spiritualität von Profi-Fussballern nach. Er kennt die Hintergründe zur Religiosität der Stars.

Seit Langem setzen Sie sich mit gläubigen Fussballprofis auseinander. Warum?

1996 habe ich den Bibelkreis von Bayer Leverkusen besucht. Das hat mein eige­nes Weltbild auf den Kopf gestellt. Fussballmillionäre, denen man nicht zutraut, sich ernsthaft mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen, haben sich da an die Bi­belarbeit gemacht. So habe ich selbst wieder zum Glauben gefunden.

Aber Sie haben zuvor Theologie studiert?

Ehrlich gesagt, kann man auch seinen Glauben verlieren, wenn man Theologie studiert. Im Studium wird die Bibel nur noch wissenschaftlich durchleuchtet und hat nichts mehr mit dem Leben zu tun.

Nun sind Sie seit zwanzig Jahren Experte für gläubige Fussballprofis. Spielt der Glaube heute für die Fussballer eine grössere Rolle?

Während die westeuropäischen Gesellschaften sich immer mehr vom christlichen Glauben abwenden, geht im Fussball und im Spitzensport die Entwicklung genau in die umgekehrte Richtung. Wenn Sie nun mal alle tätowierten Fussballer der ersten bis zur vierten Liga bitten würden: «Zieh mal dein Hemd aus!», da würden Sie bei jedem dritten Spieler ein Kreuz, einen Psalm, ein Jesus-Porträt auf der Haut sehen.

Sind das nicht vor allem Profis aus Südamerika und Afrika?

Nein, dieses Phänomen erfasst den ganzen Spielbetrieb.

Warum?

Der zwanzigjährige Profi muss sich vor Millionen von Fans bewähren. Wenn Jesus virtuell neben dir steht, stärkt das die Mentalität, hilft dir, Ruhe zu bewahren.

Jesus als Fussballgott?

Natürlich gibt es keinen Fussballgott. Jürgen Klopp, Trainer von FC Liverpool, will das Ergebnis eines Spieles nie in Verbindung mit Gott bringen. In einer Welt voller Kriege hat nach Klopps Ansicht Gott eindeutig Besseres zu tun, als einem Fussballer seine Bitte um den Sieg seiner Mannschaft zu erhören.

Also sind die Gebete umsonst?

Gott nimmt alle Gebete auf dem Platz ernst, wenn einer für Fairness auf dem Platz betet, wenn einer bittet, seine innere Haltung gegenüber einem Schiedsrichter auch bei einem Fehlentscheid zu wahren oder gegenüber dem Gegner.

In Ihrem Film spricht Klopp von den vier grossen «D». Was heisst das?

Die vier «D» stehen für die Werte Dankbarkeit, Demut, Dienen und Durchhaltevermögen. Die vier «D» erden die Profis und schützen sie auch vor überheblichen Starallüren.

Trailer: Und vorne hilft der liebe Gott