Schwerpunkt 27. September 2022, von Charlotte Vernier, 16 Jahre

Sag mir, was du siehst, wenn du nichts siehst

Junges Literaturlabor

Nichts ist nicht etwas. Es ist weder hell noch dunkel. Nichts ist nichts. Stell dir vor, du könntest aus deinem Knie sehen und jetzt wird dir das Bein amputiert. Was siehst du?

Nichts ist für mich genauso unvorstellbar wie die Unendlichkeit. Unendlichkeit ist das Ohne-Ende-Sein von Raum und Zeit. Wie bitte? Es ist die Endlosigkeit. Etwas existierte schon immer. Es wird immer existieren. Egal, ich kann es mir immer noch nicht vorstellen.

Was interessiert dich das? Fragst du dich nie, was vor dir war und wer oder was oder wie es nach dir sein wird? Waren noch nie so viele Gedanken in deinem Kopf, dass du sie nicht mehr sortieren konntest und dein Tippen auf der Tastatur die Wörter noch lange nicht so schnell erscheinen liess wie die Sätze in deinem Kopf?

Wenn dann sogar die immer laufende Maschine in dir aufgibt und sich nichts mehr darin befindet, auch nichts, was du mitteilen könntest, und du nur noch die Erinnerung an die immer laufende und ratternde Maschine hast, aber diese auch langsam verschwindet. Dann hast du das Nichts das erste Mal von Nahem erleben können. Obwohl diese Situation noch nicht annähernd so wenig beinhaltet, wie es bräuchte, um es Nichts nennen zu können.

Ich stelle mir etwas vor

Stopp! Das kann doch kein normaler Mensch verstehen! Wer sagt, dass ich normal bian? Zurück zum Nichts. Das Gegenteil von Nichts ist Etwas. Etwas kann ich mir sehr gut vorstellen. Es gibt viel Etwas. Unter Etwas stelle ich mir alles Mögliche vor. Den Planeten, eine Person, Essen, Gegenstände, sogar Gefühle.

Ich fühle mich schwach, trau­rig, enttäuscht, gut gelaunt, bodenständig, normal. Ich fühle etwas. Ich kann auch etwas machen. Schlafen, sprechen, lachen, weinen. Nichts hingegen kann ich nicht machen. Ich kann nie nichts machen. 

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