Das vormoderne Christentum hatte eine starke Ausrichtung ins Jenseits, in eine geistige, erst nach dem Tod ganz erfahrbare Sphäre ausserhalb der physischen Natur. Das Jenseits stellte man sich gern als den wiedergefundenen Garten Eden vor, üppig und wahrhaft «überirdisch» schön. Wer im irdischen Leben vor allem Mühsal und Plage erfuhr, durfte sich auf das Jenseits freuen, als Ort der Gerechtigkeit, der Versöhnung, der Liebe und der Überfülle. Solche Vorstellungen schwingen zum Teil noch heute mit.
Mitunter wurde die Erfüllung im Jenseits so sehr betont, dass das Diesseits, also die irdische Schöpfung, ganz aus dem Blick geriet. Diese war nur noch das Jammertal, das es durch ein gottesfürchtiges Leben zu überwinden galt; als Lohn winkte der Eintritt ins jenseitige Paradies.
Das göttliche Heil in dieser Welt
Eine solche einseitige Fokussierung auf eine geistige Welt fernab der irdischen Realität findet sich in der Bibel aber nicht. Im Alten Testament zeigt sich das göttliche Heil nicht erst im Jenseits, sondern ganz und gar in dieser Welt, in Form von Gesundheit etwa, Segen, materiellem Reichtum, Befreiung aus dem Sklavendienst und – ja, auch Sieg über den Feind.